
„Chicago Black Sox“: The deceitful eight
Das ist passiert:
Es war nicht immer so, dass Sportler mit Millionenbeträgen überschüttet wurden: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galten sie als Knechte wohlhabender Teambesitzer und leichtes Ziel für Wettbetrüger. Das traf besonders auf die Baseballspieler der Chicago White Sox zu. Der damalige Teambesitzer Charles Comiskey zahlte seinen Jungs niedrige Löhne, behielt Siegprämien ein und kam nicht einmal für das Waschen der Trikots auf. Die Spieler mussten in dreckigen Jerseys antreten und wurden schon vor der Finalserie als „Black Sox“ bezeichnet: Aufgrund von Spott und wachsender Unzufriedenheit im Team witterte ein gewisser Mafiaboss Arnold Rothstein seine Chance, spielend leicht an das große Geld zu kommen.
Rothstein war Geschäftsmann, Mobster und spielsüchtig. Schon im jungen Alter wettete das Mitglied der „Kosher Nostra“ auf allerlei Sportevents und auch auf Wahlen. Wenig später wurde Rothstein selbst Buchmacher und soll schon damals begonnen haben, Sportereignisse zu manipulieren: Das habe dem damals 30-Jährigen angeblich seine ersten Millionen eingebracht. Der Höhepunkt seiner Machenschaften folgte 1919: die World Series zwischen den Cincinnati Reds und den Chicago White Sox. Das Team aus Ohio ging zwar als leichter Favorit in die Finalspiele gegen die Männer aus Chicago. Dennoch wurden vor der Serie enorme Summen auf den Erfolg der Reds gesetzt. Schon vor dem ersten Pitch war die Szene in Aufruhr: Erste Gerüchte kamen auf, dass da etwas nicht stimmen könne. Zusätzlich befeuert wurden sie aufgrund einer guten Beziehung zwischen White-Sox-Spieler Chick Gandil und dem Schwerkriminellen Joseph Sullivan, der sich wiederum mit Rothstein gut verstand.

Ein unzufriedenes sowie unterbezahltes Team, enge Verbindungen zur organisierten Kriminalität und ein gewiefter Geschäftsmann mit einem eigenen Wettbüro: Das perfekte Potpourri für einen der größten Bestechungsskandale der Sportgeschichte war serviert. Rothstein bot Gandil zunächst rund 80.000 US-Dollar, damit der First Baseman sicherstellt, dass die White Sox die World Series verlieren. Gandil konnte die Summe mit Rothstein sogar auf 100.000 Dollar nach oben verhandeln. Genug für Gandil, um sich an sechs seiner Teamkollegen zu wenden und sie vom schnellen Geld zu überzeugen: Als sie zustimmten, waren die Weichen für das perfekte Verbrechen gestellt. Außerplanmäßig mussten die betrügerischen Sieben noch einen achten Mitspieler bezahlen: Ersatzmann Fred McCullin bekam Wind von der Geschichte und ließ sich ebenfalls bestechen.
Am 1. Oktober 1919 begann die World Series zwischen den Reds und den White Sox: Das erste Spiel verlor das Team vom Lake Michigan planmäßig. Aber es gab ein Problem: Rothsteins Strohmänner hatten nur 10.000 US-Dollar an die Spieler überbracht. Mehr Geld hatten sie schlicht nicht parat. Auch nach der zweiten Niederlage bekamen die Spieler der White Sox lediglich 10.000 Dollar – mehr konnten die Kriminellen innerhalb der 24 Stunden bis zum zweiten Spiel nicht zusammenkratzen. Deshalb kam das Team des Mafiabosses auf eine scheinbar clevere Idee: Sie setzten ihr letztes Geld auf eine Niederlage der White Sox im dritten Spiel. Clever, wenn man bedenkt, dass der Spielausgang gekauft war. Blöd nur, dass die Männer aus Chicago das dritte Spiel gewannen: Rothsteins Leute waren pleite.

Aber der findige Betrüger hatte eine weitere Idee: Für die nächste Niederlage bekamen die bestochenen Spieler der White Sox weitere 20.000 Dollar, den Rest gab es nach der erfolgreich verlorenen World Series – und so sollte es dann auch kommen: Die Cincinnati Reds gewannen die World Series mit fünf zu drei. Chicago hatte den Auftrag erfüllt, die Spiele möglichst unauffällig zu verlieren und die Serie ausgeglichen zu gestalten. Das perfekte Verbrechen, könnte man meinen.
So ist es ausgegangen:
Schon im Vorfeld kamen Gerüchte über Bestechungen auf, die während der Serie nicht abrissen und sich sogar durch die komplette nächste 1920er-Saison zogen. Grund genug für die Gerichte, die Männer aus dem US-amerikanischen Norden – samt Rothstein – vor die Grand Jury zu stellen. Zwei Spieler gaben den Wettbetrug sofort zu, alle acht wurden umgehend aus der MLB ausgeschlossen. Rothstein inszenierte sich selbst als Opfer des Wettbetrugs und bezichtigte seine Strohmänner als Drahtzieher. Er sorgte dafür, dass sie alle im Ausland untertauchen konnten. Für das Team waren die Folgen weitreichender, wenn auch nicht juristischer Natur: Sie wurde vom „Curse of the Black Sox“ heimgesucht. Es dauerte exakt 40 Jahre, bis die White Sox wieder die World Series erreichten und stolze 89, bis sie sich zum World Champion küren konnten.
Du findest den Fall spannend?
Dann hast du Glück: Die Geschichte rund um den Betrugsskandal wurde sowohl literarisch als auch cineastisch aufbereitet. Das Buch „Eight Men Out“ von Eliot Asinof gilt als Standardwerk. Im gleichnamigen Film wird die Story in einem zeitgeschichtlichen Zusammenhang aufbereitet, in den Hauptrollen John Cusack (u.a. „Being John Malkovich“) und Charlie Sheen (u.a. „Wall Street“).