zurück zurück
Banken

Diese Trends bestimmen die Zukunft der Banken

Blockchain, Robotics, progressive Provinz: Welche Themen die Bankenbranche in diesem Jahr und darüber hinaus wirklich bewegen.
2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Hoch pexels 4790559
© Photo by Anete Lusina on Pexels
22.12.2020

Welche Trends sind für den Finanzbereich in diesem Jahr relevant und was ist bloß heiße Luft? Zusammen mit Trendscout Michael Luks von der Fiducia & GAD werfen wir einen Blick auf die Themen, mit denen sich Banken und ihr IT-Umfeld 2021 in jedem Fall beschäftigen sollten – und klären, warum Blockchain eine Enttäuschung ist.

Michael Luks kann in die Zukunft schauen – und das ganz ohne Glaskugel. Stattdessen nutzt er die Macht des Internets, Analysen renommierter Markforschungsunternehmen und das kollektive Bauchgefühl seines Teams, um die Entwicklungen der Finanzbranche vorherzusehen. Luks ist bei der Fiducia & GAD für Research und Trends verantwortlich. Zum Start ins neue Jahr haben wir ihn gefragt, welche Trends uns 2021 erwarten und womit Banken und Finanzinstitute sich auseinandersetzen sollten.

2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Quer 01 pexels 3278643 © Photo by Gantas Vaičiulėnas on Pexels

Michael, was macht einen Trend aus? Und wie lange spricht man überhaupt von einem Trend?

Megatrends zeichnen sich dadurch aus, dass sie global wirksam, langfristig – also über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren – stabil und nicht wechselhaft sind. Im Innovationsteam beschäftigen wir uns vorwiegend mit solchen Trends und überprüfen, wie sie in den Geschäftsfeldern der Fiducia & GAD wirken könnten. Trends mit kürzerer Laufzeit und begrenztem Wirkungskreis – sogenannte Microtrends spielen für uns hingegen nachrangig eine Rolle, da wir aus diesen Themen zu wenig Input für die Fachabteilungen ableiten können.

Wir beobachten übrigens, dass sich zu beinahe jedem Trend mit soziokulturellem Aspekt – wie etwa Silver Age oder Urbanisierung – auf Dauer Gegentrends entwickeln. So entsteht eine lange Wellenbewegung, bei der sich beide Gegenpole abwechseln. Beim Thema Urbanisierung setzt zum Beispiel gerade eine Sättigung ein: Während bis vor Kurzem alles in die Städte gedrängt hat, wird der ländliche Raum nun wieder attraktiv – insbesondere für Familien.

2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Hoch 03 unslash GUYCM0jhu SA © Photo by Elena Koycheva on Unsplash

Noch ein kleiner Blick zurück: Womit habt ihr euch im vergangenen Jahr beschäftigt?

Für 2020 lag unser Fokus auf Internet of Things (IoT), progressive Provinz sowie Smart Data. Allerdings hat sich das vergangene Jahr komplett anders entwickelt als gedacht. Durch die Pandemie haben wir uns auch mit dem Begriff des New Normal – oder auch The New, Unstable Normal – auseinandergesetzt. Zum Beispiel, welche der pandemiebedingten Veränderungen wie Mobile Work etc. uns auch nach Corona begleiten werden, und wie wir den neuen Alltag in Bezug zu genossenschaftlichen Themen stellen können.

Was steckt hinter dem Begriff progressive Provinz?

Urbanisierung ist Trend: Alles drängt in die Stadt, obwohl es dort teuer ist, die Infrastruktur nicht ausreicht und die Lebensqualität sinkt. Global betrachtet passieren hier aber die wichtigen Dinge. Währenddessen versauert die Provinz – trotz höherer Lebensqualität und bezahlbarem Wohnraum.

2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Quer 03 pexels 3394222 © Photo by Inga Seliverstova on Pexels

Wir beschäftigen uns nun damit, wie man die Provinz aufwerten könnte: durch flächendeckende Digitalisierung, Verbesserung des Nahverkehrs und durchdachte Infrastruktur. Dieser digitale Enabler der Provinz kann die Volksbank als Förderer der Region sein – entsprechend den genossenschaftlichen Prinzipien. In digitalen Workshops diskutieren wir, wie Banken in der Region ein digitales Ökosystem aufbauen und fördern können und wie sich daraus maximaler Nutzen für Kunden generieren lässt.

Welche Trends sollten Banken 2021 unbedingt auf dem Zettel haben?

Wir führen die Trends aus dem vergangenen Jahr fort - schließlich sind sie langfristig: Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Fachabteilungen haben uns signalisiert, Künstliche Intelligenz und Smart Data weiterzuverfolgen. Zudem sehen wir auch durch die Corona-Krise eine Vertiefung des Themas progressive Provinz – immerhin hat uns das vergangene Jahr gezeigt, dass es möglich ist, auf dem Land zu leben und im Homeoffice zu arbeiten. Außerdem widmen wir uns mit Automatisierung bzw. Robotic Process Automation (RPA) einem weiteren Innovationsfeld.

Und dann gibt es da noch zwei Trends, die nur lose mit unserer Branche verknüpft sind, die wir aber sehr interessant finden: Distributed Ledger Technology (DLT) sowie Quantencomputing. DLT ist längst mehr als eine technische Spielerei – hier entstehen mittlerweile Geschäftsideen, die versprechen, einen Return on Investment (ROI) zu liefern. Das Themenfeld des Quantencomputings zahlt aktuell zwar weniger auf die Banken ein, ist aber für die technologische Entwicklung der Fiducia & GAD sehr spannend.

2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Hoch 02 unsplash t Avda Cfw D0 © Photo by Oskars Sylwan on Unsplash

In Bezug auf Trends gibt es ganz klare Unterschiede zwischen unserem Innovationsteam und den Fachabteilungen. Für uns Innovatoren gibt es sozusagen die „langweiligen“ Trends, die wir schon vor fünf Jahren betrachtet haben, die nun aber für die Fachabteilungen interessant werden. Quantencomputing hingegen ist für mich und mein Team gerade sehr spannend, hat für die Fachabteilungen aber erst in acht oder zehn Jahren Relevanz. Denn die Mitarbeitenden dort kümmern sich um die aktuellen Probleme der Kundinnen und Kunden – und die lösen sie noch nicht mit Quantencomputing.

Welche Trends sind den Erwartungen nicht gerecht geworden?

Blockchain! Das war die Ernüchterung der vergangenen Jahre: Bis heute haben wir in unserem Umfeld nur wenige innovative Entwicklungen mit Blockchain gesehen. Die Erwartungshaltung für dieses Jahr ist deshalb natürlich groß – vielleicht werden wir aber wieder enttäuscht. (lacht)

Wir schauen tatsächlich in Glaskugeln und müssen uns deshalb immer im Klaren darüber sein, auch enttäuscht werden zu können. Es gibt da diesen wunderbaren Satz: Wir versuchen mit Wissen von gestern und der Sprache von heute die Zukunft vorauszusagen. Und da ist Scheitern fast schon vorprogrammiert.

Wir versuchen mit Wissen von gestern und der Sprache von heute die Zukunft vorauszusagen.

Michael Luks, Fiducia & GAD

Wie legt ihr euch auf neue Trends fest?

Wir haben viele verschiedene Trends auf dem Radar, die wir uns regelmäßig ansehen. Wenn wir uns mit Megatrends auseinandersetzen, gehen wir immer von einer Fragestellung oder einem Geschäftsmodell aus, die Bezug zu unserem Unternehmen haben. Nur so ziehen wir den größten Nutzen aus einer Lösung, die auf dem Trend oder der Innovation basiert.

2021 01 FINT Artikel ausblick2021 Quer 02 pexels 3394222 © Photo by Inga Seliverstova on Pexels

Zum Beispiel haben wir die Distributed Ledger Technology schon seit fünf Jahren im Blick, aber jetzt tut sich etwas: Dieser Trend hat eine Relevanz erreicht, wo wir Impulse an die Fachabteilungen rausgeben müssen. Signale dafür sind etwa, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen oder Aussagen in Diskussionsgruppen ändern. Bei DLT etwa hat die Europäische Zentralbank (EZB) in jüngster Zeit einige Publikationen veröffentlicht. Zudem steigen die Zahl der Patente sowie die Research-Ergebnisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen deutlich an. All das – zusammen mit unserem Bauchgefühl – sind Indikatoren, wenn Trends relevant für uns werden.

Auf welchen Trend freust Du Dich persönlich 2021 am meisten?

Am coolsten finde ich aktuell Quantencomputing – da wir hier weit in die Zukunft blicken. Außerdem bin ich sehr gespannt, wie die Automatisierung bei unseren Kunden großen Nutzen stiften kann. Diese beiden Themen mit ihren völlig unterschiedlichen Ausrichtungen sind für mich persönlich die zwei großen Trends 2021.

Immer up to date

FINTROPOLIS-Newsletter

22.12.2020