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Trend Topic #4: Virtual Humans kämpfen um Akzeptanz

Jüngere Generationen erwarten, dass sie in fünf Jahren bis zu fünf Stunden pro Tag im Metaverse verbringen – warum also nicht einen eigenen Doppelgänger mitnehmen?
FINTROPOLIS Trend Newsletter 04 Artikel 1
© Photo by Milad Fakurian on Unsplash
31.08.2022

Fortschreitende Digitalisierung und die Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger: Wir verbringen immer mehr Zeit in virtuellen Welten – privat wie beruflich. Durch das Metaverse werden sich vermutlich weitere Bereiche unseres Lebens in digitale Welten verlagern: Es gibt Grundstücke zu kaufen, Shows zu besuchen und auch Geschäfte lassen sich dort abschließen. Ist als nächstes der Mensch an der Reihe? Virtual Humans ermöglichen es, ein eigenes, realitätsnahes Abbild in das Metaverse zu projizieren, doch ein Problem gibt es noch.

Viele Unternehmen arbeiten am Metaverse: Der Trend, immer mehr reales Leben in den virtuellen Raum zu übertragen, wird sich dadurch verstärken. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey ergab, dass Verbraucher*innen der Generation Z (geb. zwischen 1994-2010), der Millennials (1980-1993) und der Generation X (1965-1979) erwarten, in den nächsten fünf Jahren zwischen vier und fünf Stunden pro Tag im Metaverse zu verbringen. Ein Reiz digitaler Plattformen, in denen Nutzer*innen interagieren, liegt darin, sich einen eigenen virtuellen Avatar zu personalisieren. In Videospielen und auf Online-Plattformen gibt es dazu vielfältige Möglichkeiten. Allerdings waren diese bisher häufig auf die Erstellung von cartoonartigen Charakteren beschränkt. Das soll sich ändern. Digitale Doppelgänger und Virtual Humans erlauben es auch, in offiziellen virtuellen Umgebungen wie der Arbeitsstelle, in Banken oder Behörden mit dem eigenen Gesicht aufzutreten.

KI generiert Virtual Human in weniger als einer Minute

Inzwischen gibt es mehrere Avatar-Synthese-Unternehmen die Nutzer*innen helfen, realistische Avatare mit wenig Aufwand zu erstellen. Einer aktuellen Analyse von Emergen Research zufolge wird der globale Markt für digitale menschliche Avatare im Jahr 2030 voraussichtlich 527,58 Mrd. Dollar erreichen. Viele der Start-ups arbeiten mit künstlicher Intelligenz. So wird aus Aufnahmen des Gesichts mit Hilfe einer Face-Capture-Technologie ein Abbild erstellt, das wesentlich näher an der Realität ist als gängige Foto-Avatare. Einigen Unternehmen reicht bereits ein Foto und eine 30-sekündige Sprachaufzeichnung, um daraus einen Virtual Human zu erstellen. Dieser kann beispielsweise als digitaler Influencer agieren. Nutzer*innen müssen dazu nicht mehr selbst vor die Kamera. Banken nutzen die Technologie sowohl für virtuelle Kund*innenkontakte als auch in Filialen zur Beratung. Neben digitalen Bankschaltern auf VR-Plattformen werden Displays in den Zweigstellen aufgestellt.

Ein AI-Kiosk beantwortet beispielsweise verschiedene Fragen zu Bankdienstleistungen, gibt Hilfestellung und mehr. Avatare können nicht nur auf branchenbezogene Anfragen reagieren. Für eine Versicherung wurde ein Avatar entwickelt, der helfen soll, dem Unternehmen in Asien ein neues Image zu verschaffen. Neben Versicherungsdiensten wurden digitale Gesundheits- und Wellnessdienste integriert. Dadurch soll das Antlitz des Unternehmens menschlicher werden. Dabei handelt es sich allerdings um einen traditionellen Avatar. Denn das ist noch eines der Hauptprobleme der Virtual Humans: Je näher sie der Realität kommen, desto mehr lehnt die menschliche Wahrnehmung den Avatar ab. Dieses „Uncanny Valley“ genannte Phänomen zu durchbrechen ist eines der größten Hindernisse für den Erfolg lebensechter Avatare.


KI-Gesichtserfassung für realistische Avatare

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DasStart-up Lumirithmic hat eine kostengünstige 3D-Gesichtserfassungstechnologieentwickelt, die mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Damit soll die schnelleErstellung realistischer Avatare ermöglicht werden. Dank derFace-Capture-Technologie können sich die Nutzer*innen in offiziellen Umgebungenwie am Arbeitsplatz, bei Banken oder Behörden mit dem eigenen Gesicht präsentieren.Um eine möglichst realistische dreidimensionale Abbildung zu bekommen, nutztdas Unternehmen mehrere halbkreisförmig angeordnete iPods und iPhones. Diesenehmen das Gesicht auf. Ein Algorithmus erstellt anschließend aus den Bildernein realistisches Abbild.

Bankgeschäft per Avatar

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Die südkoreanische KB-Kookmin-Bank setzt Avatare auf mehreren Ebenen für ihre Bankgeschäfte ein. Betreten Kund*innen auf der VR-Plattform mit ihrem Avatar die virtuelle Filiale der Bank, werden sie an freie Berater*innen vermittelt. Diese geben ihnen Hilfestellung per Videochat. Bei der virtuellen Beratung können nur Avatare miteinander kommunizieren, die sich im selben Raum befinden. Die virtuelle Filiale soll außerdem junge Menschen über Finanzen aufklären. Die Bank nutzt das gleiche Tool auch zur Kommunikation mit den eigenen Angestellten, die von zu Hause aus arbeiten.

Digitalen Influencer mit nur einem Foto erstellen

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Das Start-up KLleon hat eine Deep-Learning-Technologie entwickelt, die Nutzer*innen in eine virtuelle Figur verwandeln kann. Dazu braucht es nur ein einziges Foto und 30 Sekunden Sprachdaten. Das Unternehmen verfolgt eine zweigleisige Strategie zur Nutzung der Technologie. Zum einen soll die Erstellung digitaler Avatare für individuelle Nutzer*innen so einfach wie möglich gemacht werden. Dazu erstellt ein Algorithmus aus den Daten einen virtuellen Menschen, der zum Influencer aufgebaut werden kann. Zum anderen bietet KLleon maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen und Institutionen, die virtuelle Charaktere für verschiedene Zwecke benötigen.

Virtual Human als Concierge

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Das Start-up Deepbrain AI hat einen Virtual Human entwickelt, der als virtueller Concierge fungiert. Das Produkt AI Human & AI Kiosk beantwortet im Foyer von physischen Bankfilialen Fragen der Kund*innen. Zudem gibt der Avatar Hilfestellung bei einfachen Bankgeschäften wie beispielsweise der Registrierung von Kreditkarten. Der mithilfe künstlicher Intelligenz entwickelte Virtual Human erscheint auf einem lebensgroßen Display. Er soll den Kund*innen eine erste Orientierung geben und helfen, Wartezeiten zu reduzieren.

KI-Avatar für neues Kund*innenerlebnis

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Das Start-up Prophet hat gemeinsam mit der Versicherungsgesellschaft Axa für den asiatischen Markt einen KI-basierten Avatar entwickelt. „Emma“ soll helfen, das Erlebnis der Kund*innen im Kontakt mit dem Unternehmen auf eine neue Basis zu stellen. Die Plattform kombiniert elektronische Versicherungsdienstleistungen, digitale Gesundheits- und Wellnessdienste von Drittanbietern sowie einen Chatbot und virtuellen Concierge. Im Mittelpunkt stand ein einfühlsamer und menschlicher Ansatz für das Wohlbefinden der Kund*innen. Der Avatar wurde über ein komplettes Identitätssystem entwickelt, das in Tonfall und visuellem Ausdruck personifiziert wurde.


31.08.2022