In deinen Shows setzt du auf Spezialeffekte. In Corona-Zeiten muss das Konzept auch digital funktionieren – zum Beispiel bei FINTROPOLIS, der Werk.Stadt der Zukunft am 24. und 25. Juni 2021. Tut es das?
Ja. Denn auch das ist einfach eine Transformation. Bei der Transformation ist es immer so: Der Kern bleibt. Aber die Art, wie wir dieses Grundbedürfnis befriedigen, ändert sich. Ein Beispiel ist Musikhören. Dieses Bedürfnis gibt es schon seit ein paar Tausend Jahren. Nur die Technologie ändert sich immer. Früher hatte man Instrumente, dann Radio, heute vielleicht Spotify. So ist das auch bei Spezialeffekten auf der Bühne. Die digitale Vermittlung darf keine Kopie der analogen Show sein. Wenn ich auf der Bühne mit einer Kettensäge stehe, das Benzin brennt, es stinkt, dann ist das super. Online nicht. Ich denke nicht in offline und online. Ich denke nur: Wie ist das Medium? Und wie schaffe ich ein tolles Erlebnis in diesem Medium?

Als Transformations-Guru zerfetzt du auch schon mal mit einer Motorsäge Kissen auf der Bühne. Warum?
Ich möchte die Wand des „Jaja, ich weiß es, aber ich mache es nicht“ durchbrechen. Wir wissen alle: Wir sollten weniger Schokolade essen und mehr Sport machen, tun es aber nicht. Man muss in die Seele der Menschen gelangen, dass sie das Neue nicht nur wissen, sondern Lust haben, es auch umsetzen. Das erreiche ich mit diesen emotionalen, archaischen Bildern, etwa mit Kettensägen. Ich zerstöre das Alte. Ich zeige: Die alte Technologie ist kaputt – die muss weg. Oder ich nehme den Flammenwerfer und fackel einen Globus ab. Ich zeige: Das ist Global Warming. Du bist auf dieser Erde, und einer hält den Flammenwerfer darauf – das bist auch du. Das muss geändert werden. Diese Bilder greifen einen emotional an und verwandeln Wissen in eine emotionale Aktion, die Handlungsenergie gibt, um durch Wände zu brechen. Denn das braucht Kraft, tut weh.
Deine Themen sind Disruption, Transformation, Zukunft. Was fasziniert dich daran?
Ich sehe die Sache spielerisch-sportlich. Mich erfreut dieser Umbruch. Aber ganz viele Leute haben Schwierigkeiten damit, auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Industriebereiche. Die wünschen sich immer, dass die Veränderung weggeht.
Die Buchindustrie wünschte sich, dass Amazon weggeht. Die Autoindustrie, dass Elektromobilität weggeht. Aber Wünschen ist keine gute Business-Strategie.
Dietmar Dahmen
Auch der Vergangenheit nachzutrauern, hilft nicht weiter. Sondern mit voller Kraft Gefallen an den Dingen im Jetzt finden und sie umsetzen. Zum Beispiel Bankfilialen waren super, aber in einer Zeit, als das eben so war. Und das ist keine Abwertung dieser alten Technologie.
Das Neue ist keine Disqualifizierung des Alten
Dietmar Dahmen
Es sagt einfach nur: Die Welt hat sich geändert. Du musst dich jetzt adaptieren, sonst bist du tot. Deshalb ist Change Management auch so wichtig.

Welche Arten der Transformation gibt es?
Es gibt drei. Bei der Adaption passe ich mich an mein geändertes Umfeld an, um bestehende Kundinnen und Kunden zu halten. Bei der Innovation biete ich Neues an und gewinne so neue Kunden. Die dritte Form ist die Disruption: der Angriff von außen auf das, was ich schon habe. Dieser Angriff kommt immer völlig unerwartet, von einem völlig anderen Markt. Dann, wenn ich den größten Erfolg habe und mich sicher fühle. Beispiel Blockchain: Viele Bankberaterinnen und Berater haben gesagt Bitcoin, das ist ein unsicherer Markt, das machen wir nicht. Plötzlich wird dieser Markt aber immer etablierter. Die Leute erkennen, dass sie mitreagieren müssen. Aber dann ist es schon fast zu spät. Auch Trends, die wir jetzt wahrnehmen, etwa Fintech-Konzepte wie Dify, Blockchain oder Non-Fungible Tokens (NFTs), gibt es schon länger. Trotzdem ist Bitcoin nicht von der Deutschen Bank. So wie E-Mail nicht von der Deutschen Post ist.
Dietmar Dahmen, an dieser Stelle schon einmal vielen Dank für das Gespräch!
Im zweiten Teil des Interviews mit Dietmar Dahmen erfahrt ihr in Kürze, wie Change Management gelingt, wie Banken den Wandel beschleunigen können – und was sie von Bankräubern lernen können. Seid gespannt!