Gleitzeit, Homeoffice und mehr Selbstbestimmung – das ist Arbeitnehmern bei der Jobsuche immer wichtiger. Die Studie „Arbeitsplatz der Zukunft“ kommt zu dem Ergebnis, dass sich über die Hälfte der Befragten (52,3 Prozent) solche flexiblen Arbeitsmodelle wünscht. Gleichzeitig zeigt sich, dass weniger als vier Prozent ganztags im Homeoffice sind. Knapp die Hälfte arbeitet nie von zu Hause aus, bei rund 24 Prozent hat der Arbeitgeber ein Veto dagegen eingelegt. Im Kampf um junge Talente können Unternehmen deshalb mit flexiblen Modellen wie Remote Work punkten.
Was ist Remote Work?
Der Begriff steht für alle Modelle, in denen Arbeitnehmer nicht im Büro, sondern am Ort ihrer Wahl tätig sind. Der Kontakt zur Firma findet online und per Telefon statt. Durch Cloud-Lösungen und VPN-Verbindungen kann man mit verschiedenen Endgeräten auf Daten des Unternehmens zugreifen und dadurch ortsunabhängig arbeiten. Einzige Voraussetzung sind ein Laptop sowie eine stabile Internetverbindung.

Auch wenn dadurch Arbeitsorte wie der Strand, das Café um die Ecke oder eine einsame Berghütte möglich werden, entscheiden sich die meisten Arbeitnehmer für den Schreibtisch in den eigenen vier Wänden. Daher hat sich auch der Begriff Homeoffice in diesem Zusammenhang etabliert.
Für welche Jobs ist das Remote-Work-Modell geeignet?
Gegenseitiges Vertrauen und klare Regeln sind die Basis für Remote Work. Tätigkeiten, bei denen man schreibt, programmiert, organisiert, managt, designt oder telefoniert, können meist ohne Probleme von jedem Standort aus erledigt werden. Deshalb funktioniert Remote Work besonders gut in digitalen Berufen, beispielsweise bei Web-Entwicklern oder als Social-Media-Manager.
Auch bei der Fiducia&GAD besteht seit Anfang des Jahres die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Der IT-Dienstleister gehört damit zu den knapp 40 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die ihren Mitarbeitern mobiles Arbeiten anbieten. „Mit unserem neuen Tarifvertrag ermöglichen wir das mobile Arbeiten für alle Menschen in unserem Unternehmen. Ziel ist es, die Flexibilität zu erhöhen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern“, erklärt Jörg Staff, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor bei der Fiducia&GAD. Denn für junge Berufstätige ist die Option auf Homeoffice längst zum wichtigen Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers geworden. Sie wünschen sich Flexibilität, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung im Job. All das macht Remote Work möglich.
Für Jörg Staff liegen die Vorteile des Konzepts auf der Hand: „Durch die Möglichkeit, auch im Homeoffice tätig zu sein, steigern wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sparen Fahrtzeiten und können remote konzentrierter arbeiten.“ Damit alle Arbeitsabläufe reibungslos klappen, stellen die einzelnen Teams Regeln auf, zum Beispiel in Form von festen Anwesenheitszeiten für persönliche Abstimmungen oder auch, um den Teamgeist zu stärken. „Außerdem sind gute technische Tools notwendig, damit die Zusammenarbeit auch virtuell effizient und unkompliziert funktioniert“, so Jörg Staff.

Als digitaler Nomade Arbeit und Urlaub verbinden
Nicht nur Angestellte, sondern auch Selbstständige profitieren von Remote Work. Der digitale Nomade Sebastian Kühn ist selbstständig und überall in der Welt zu Hause. Für ihn ist Remote Work der Normalzustand. Er arbeitet als Autor und betreibt verschiedene Websites – kein Job also, der nach einem festen Arbeitsplatz verlangt. 2012 saß er zuletzt in einem Büro – seither arbeitet er immer von dort, wo es ihm gerade gefällt. Obwohl das bei seinem Weg in die Selbstständigkeit nie an erster Stelle stand, sind ihm die mit Remote Work verbundenen Freiheiten mittlerweile sehr viel wert. „Es ist mir wichtig, selbst entscheiden zu können, von wo aus ich arbeite. Möchte ich innerhalb einer Stadt, in einem Café, von zu Hause aus oder in einem Coworking Space arbeiten? Aber auch die Möglichkeit, Arbeit und Urlaub zu verbinden, möchte ich nicht mehr missen.“ Neben all den Wahlmöglichkeiten gibt es allerdings auch einige bürokratische Hindernisse, vor allem wenn man selbstständig arbeitet: „Ich muss mich um Aufenthaltsgenehmigungen und eine Arbeitserlaubnis kümmern. Und ich muss klären, wo ich Steuern bezahle und wie es mit der Krankenversicherung aussieht. Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein.“ Wer anders als Sebastian Kühn hingegen in einem Angestelltenverhältnis ist, muss sich um diese Themen keine Sorgen machen.

Welche Eigenschaften sollte ein Remote Worker mitbringen?
Remote Work erfordert vor allem eines: Selbstdisziplin. Wer zuverlässig und selbstbestimmt arbeiten kann, schafft das auch außerhalb der Büroräume. „Ich glaube, die wenigsten Leute können wirklich effektiv aus dem Bett oder der Hängematte heraus arbeiten. Das geht vielleicht für ein paar Tage, doch ich brauche ein vernünftiges Büro, um produktiv zu sein, und eine gewisse Routine – auch wenn diese sich an jedem Ort ändern kann“, sagt Sebastian Kühn. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er am besten arbeiten kann. Kühn macht die Wahl seines Arbeitsplatzes auch abhängig von den Aufgaben, die gerade anstehen. Möchte er produktiv arbeiten, sitzt er gerne zusammen mit Gleichgesinnten in einem Coworking Space und genießt die Büroatmosphäre. In kreativen Phasen entscheidet er sich hingegen lieber für die Natur, da er dort Ruhe und Raum für neue Gedanken findet.
Für erfolgreiche Online-Teamarbeit sind persönliche Treffen sehr wichtig
Selbstdisziplin spielt eine wichtige Rolle, wenn man allein arbeitet. Doch wie sieht Remote Work im Team aus, funktioniert das überhaupt? Dann geht es nämlich nicht mehr nur um die Bedürfnisse und Wünsche einer einzelnen Person, sondern um zuverlässige Zusammenarbeit. „Die Kommunikation über WhatsApp oder Skype funktioniert ganz anders als bei einem persönlichen Treffen. Wir haben gemerkt, dass Online-Teamarbeit besser klappt, wenn wir uns alle drei, vier Monate persönlich sehen und zusammen ein Bier trinken gehen. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann“, sagt Kühn.
Remote Work – wäre das was für dich?
Diese fünf Fragen schaffen Klarheit:
- Lässt mein Job es zu, dass ich für einen längeren Zeitraum nicht vor Ort, zum Beispiel im Büro, bin?
- Kann ich mich selbst motivieren, alle Aufgaben in der Qualität zu erfüllen, die ich auch im Büro an den Tag lege?
- Wie kann ich, falls nötig, an Teammeetings oder Kundenterminen teilnehmen?
- Fällt es mir leicht, auf einen engen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten zu verzichten?
- Bin ich technisch so ausgestattet, dass ich ohne Einschränkungen arbeiten kann?