Aya Jaff ist wohl das, was man ein Wunderkind nennt: Sie wurde im Nord-Irak geboren, floh dann als kleines Kind mit ihren Eltern und der älteren Schwester nach Deutschland. Hier in der Bundesrepublik waren sie zwar in Sicherheit, doch sie hatten nichts mehr.
Aber anstatt daran zu verzweifeln oder in eine Schockstarre zu verfallen, begannen sie, sich hier ein neues Leben aufzubauen: Ayas Vater nahm einen Job als Taxifahrer an, ihre Mutter arbeitete als Kassiererin – und Aya und ihre ältere Schwester gingen zur Schule.
Programmieren wie ein Profi
Neben dem Unterricht zeigte insbesondere Aya Interesse an neuen Dingen: Als ihr mit 15 auffiel, dass es den Schul-Vertretungsplan nur als Aushang und nicht als App gab, brachte sie sich selber das Programmieren bei – um eben jene fehlende App einfach selbst zu entwickeln. „Wir leben immerhin im digitalen Zeitalter“, sagt sie .

Wenig später nutzte sie ihre Programmier-Kenntnisse erneut und half dabei, das Online-Börsen-Spiel „Tradity“ für Jugendliche zu schaffen. Bald wurde es von 1100 Jugendlichen gespielt. Aya selbst machte derweil Abitur und schrieb sich anschließend für Wirtschaftsinformatik an der Uni ein.
Stipendium und Silicon-Valley
Sie erhielt zusätzlich ein Stipendium und durfte für einige Monate für ein Praktikum ins Silicon Valley, wo ihr direkt ein Job angeboten wurde. Doch Aya lehnte ab, wechselte den Studiengang, studierte nun Wirtschaftswissenschaften – und schrieb nebenher ein Buch über die Grundlagen der Börse.
Warum? „Fürs Programmieren sind mittlerweile genug coole Bücher vorhanden. Aber über Börsen-Basics gibt es bisher nichts, was man mit Spaß liest.“ Ihre völlig logische Schlussfolgerung: „Dann mach‘ ich das eben. Why not?“ Es sollte ein Buch werden für interessierte Autodidakten wie sie selbst.
Subtil? Auf keinen Fall
Nun – vier Jahre später – ist ihr Buch endlich erschienen. „Moneymakers. Wie Du die Börse für Dich entdecken kannst“ heißt es und kommt tatsächlich ganz anders daher als andere Werke zu Börsen-Themen. Das beginnt schon bei der Aufmachung: Auf dem Cover ist Aya selbst zu sehen – mit einer Gelddruckmaschine in der Hand.

Sie lächelt und wirft mit den frisch hergestellten Scheinen nur so um sich. Dazu: knallig-bunte Farbe, dicke, ausladende Schrift, viele Großbuchstaben. Subtil ist was anderes, aber subtil will Aya auch nicht sein. Warum auch? Lieber direkt aussprechen, worum es geht.
Historische Berühmtheiten und aktuelle Stars
Und das tut sie dann auch: Auf den ersten Buchseiten erklärt sie kurz, warum sie sich so für die Börse interessiert – und erläutert dann Grundbegriffe der Branche: Das Prinzip von Angebot und Nachfrage („Stell Dir vor, es gibt ein Land, in dem es aus uns unbekannten Gründen keine Bananen gibt“), den Leitzins und noch mehr.
Doch vor allem geht sie ohne allzu viel Umschweife auf die Menschen ein, um die es in der Finanzwelt wirklich geht: die „Moneymakers“. Das können historische Finanzberühmtheiten wie Adam Smith oder John Maynard Keynes sein. Aber auch heutige Börsen-Promis wie Elon Musk, Tim Darper oder Warren Buffet werden in den Beiträgen vorgestellt.
Und sogar der Reality-TV-Clan Kardashian-Jenner hat es in ihr Werk geschafft (in Form von Kylie Jenner, der laut Jaff „jüngsten Milliardärin“). Sie alle werden jeweils auf mehreren Seiten eingeführt, ihr Lebenswerk und Finanzgebaren vorgestellt.
Locker zu lesen
Es macht Spaß, das zu lesen: Aya schreibt alles im bewusst lockeren Tonfall. Dazu streut sie immer wieder Zitate aus Rapsongs zum Thema Finanzen ein (zum Beispiel: „I sell ice in the winter, I sell fire in hell, I am a hustler, baby, I sell water to the well“ von Jay-Z), lässt viele Filmstar-Namen fallen.

Ihr Buch liest sich eher entspannt und lustig wie eine Klatschzeitschrift denn wie ein seriöses Sachbuch. Alles daran ruft förmlich: Hab keine Angst vor der Börse und vor Finanzen, eigentlich macht das richtig viel Freude, Du musst Dich nur trauen. Und das Erstaunliche ist: Es funktioniert.
Es macht wirklich Spaß, Ayas Börsen-Buch zu lesen – trotz des trockenen Themas. Und nach der Lektüre möchte man sich sofort trauen und an der Börse investieren. Kurz: „Moneymakers“ mag unkonventionell und gewöhnungsbedürftig sein. Aber genau das macht es zur lohnenswerten Lektüre.