„Die wichtigste Aufgabe für Unternehmen aller Branchen wird es sein, den Erwerb von Wissen neu zu denken“, sagt Isabella Syska. Das bedeutet: Abschied nehmen vom vorgegebenen Lernen – und den Weg frei machen für eigenverantwortliches Lernen. Welche neuen Methoden und Technologien unterstützen Unternehmen bei diesem Schritt? Und wie werden sie unser Lernen in Zukunft prägen? Die TRENDONE-Zukunftsexpertin stellt dir die Top 5 der aktuellen Bildungstrends und -begriffe vor.

1) Up- und Reskilling: So wichtig wie nie
Der klassische Bildungsweg – Ausbildung, Erwerbsleben, Ruhestand – wird in Zukunft von heterogenen Lebensläufen abgelöst. Ohne Qualifizierung und Umschulung – Up- und Reskilling – werde es daher nicht gehen, sagt Isabella Syska. Skills, die künftig besonders gebraucht werden, bedienen ein breites Spektrum – vom analytischen Denken über Kreativität bis zur emotionalen Intelligenz. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung setzt immer neue Kompetenzen voraus. Syska: „Firmen müssen jetzt in die Entwicklung von Up- und Reskilling-Maßnahmen investieren und sich auf die wachsende Zahl der Quereinsteiger*innen vorbereiten. Digitale Lernmethoden werden dabei zur idealen Ergänzung herkömmlicher Präsenzveranstaltungen.“
Up- und Reskilling in Banken? Vielleicht so: Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet Banken ganz neue Möglichkeiten. Die britische Tandem-Bank setzt bereits Algorithmen ein, um Kund*innen ihres Autosavings-Kontos beim Sparen zu helfen. Per maschinellem Lernen ermittelt die Finanz-App unter anderem, wie viel Nutzer*innen sparen können – basierend auf Einkommen und Ausgaben. Ein Ansatz, der auch beim Up- und Reskilling nutzbar wäre, etwa um Lernerfolge per KI zu messen und zu verbessern.

2) Augmented & Virtual Learning: Wissen hautnah erleben
Im Augmented & Virtual Learning kommen immer mehr neue Technologien zum Einsatz, um Mitarbeitende fit für neue Inhalte zu machen. Firmen können virtuelle Räume für Meetings oder kollaboratives Arbeiten nutzen – oder Lerninhalte mit Augmented Reality (AR, deutsch: erweiterte Realität) zum Leben erwecken: Per Smartphone-Kamera oder AR-Brille wird das Sichtfeld der Lernenden in Echtzeit mit digitalen Objekten und Informationen ergänzt. „Gelerntes kann so direkt in der digitalen Realität erprobt und detailliert erklärt werden“, sagt Syska: „Das Gelernte wird zum Erlebten und bleibt eher im Gedächtnis.“
Augmented & Virtual Learning in Banken? Vielleicht so: Die Möglichkeiten, die Augmented Reality bietet, sind vielversprechend. AR-Trainings könnten in Zukunft Banken helfen, Schulungsinhalte mithilfe von Zusatzinfos, 3D-Objekten und Videos transparent zu machen. Die Lloyds Banking Group nutzt ihre AR-App „Signly“ für Kund*innen mit eingeschränktem Hörvermögen: Sie scannt Finanztexte und übersetzt sie in leicht verständliche Zeichensprache, die im AR-Video dargestellt wird.

3) Learning Labs: Virtueller Lernort
Ein weiterer Trend, der sich abzeichnet: Mitarbeitende wünschen sich feste Orte, an denen sie lernen und sich austauschen können. „Unternehmen müssen aus diesem Grund Umgebungen und Räumlichkeiten für eine interaktive Lerncommunity schaffen, die eine perfekte Verschmelzung von digitaler und analoger Welt ermöglichen“, so Syska. Gelingen kann das mit Learning Labs, die E-Learning beispielsweise in Online-Weiterbildungskursen oder einem Update-Workshop zu den neusten digitalen Entwicklungen ermöglichen. Syska: „Mit Learning Labs wird der direkte Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden sowie Teamarbeit über mehrere Standorte hinweg möglich sowie zeitlich und örtlich flexibel.“
Learning Labs in Banken? Vielleicht so: Das US-amerikanische Modern Money Network (MMN) ist ein transdisziplinäres Lernzentrum mit dem Ziel, einer breiten Öffentlichkeit Wissen über Währungs- und Finanzsysteme sowie über Geld und Finanzen zu vermitteln. Und zwar mit Bildungsveranstaltungen wie moderierten Podiumsdiskussionen zwischen Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen. Vielleicht auch eine Idee für den firmeninternen Austausch?

4) Snack Learning: Lernen in Häppchen
Flexibilität spielt in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Kein Wunder also, dass Büffeln per Smartphone oder Tablet im Kommen ist. Perfekt für das mobile Lernen, etwa auf Geschäftsreisen, ist Snack Learning: Umfangreiche Lerninhalte werden auf leicht verdauliche Wissenshäppchen verteilt. „Diese bieten den Lernenden häufigere Erfolgserlebnisse, motivieren und erleichtern den Wissenserwerb“, erklärt Syska. Die digitalen Selbstlernmaterialien sind laut der TRENDONE-Expertin perfekt als Einstieg in ein Thema oder für die Nachbereitung des gelernten Stoffs, zum Beispiel zum Pauken technischer Begriffe. In der Regel stehen die Learning Snacks als interaktive, textbasierte Dialogsysteme zur Verfügung – als Video, Text oder Gaming-Elemente.
Snack Learning in Banken? Vielleicht so: Ob Lernen mit Chatbot, App oder Podcast: Vieles ist möglich beim Snack Learning. Die Bank of Ireland adressiert Schüler*innen und Studierende mit ihrem Bonusprogramm „FeelFree“: Zwei Snapchat-Stars teilen regelmäßig Kurzvideos mit Tipps und Tricks zum Geldsparen im Alltag. Wer Aufgaben rund ums Thema Geld und Bankwesen löst, sichert sich Geldprämien und Erlebnisgutscheine. Warum auf diese Weise nicht Mitarbeitende zum Snack Learning motivieren?

5) Personalisierte Lehr- und Lernsysteme: Wissen passgenau vermitteln
Dank Big Data und digitaler Medien stehen uns in der Bildung mehr Daten denn je zur Verfügung. Syska: „Ihre intelligente Nutzung bietet die Chance, Lernaktivitäten mithilfe von Algorithmen zu analysieren und Muster zu bestimmen. So können Lerninhalte auf den individuellen Kenntnisstand und die Persönlichkeit der Lernenden angepasst werden, um zum Beispiel zu vermeiden, dass jemand aussteigt, weil der Schwierigkeitsgrad zu hoch ist.“ Personalisierte Lernsysteme werden dabei immer ausgeklügelter. Und sind längst ein Trend im E-Learning-Bereich. Etwa Intelligent Tutoring Systems (ITS), bei denen digitale Bots die Aufgabe eines Tutors übernehmen, der durch das Lernprogramm führt und interaktiv unterstützt.
Personifizierte Lehr- und Lernsysteme in Banken? Vielleicht so: An Apps kommt künftig im Bildungsbereich niemand vorbei. Das Berliner Start-up Forget X hat eine App gelauncht, die die persönlichen Finanzen seiner Nutzer*innen verwaltet und neben persönlichem Coaching auch automatisierte Investments anbietet. Sicher auch eine Idee für Banken: Mitarbeitende werden per App auf ihrem individuellen Bildungsweg begleitet. Und motiviert – zum lebenslangen Lernen.