Das Corona-Virus hat die ganze Welt fest im Griff. Und es sorgt dafür, dass viele Leute nicht mehr normal arbeiten können. Sie dürfen – Stichwort: Kontaktverbot – nicht an ihren Arbeitsplatz kommen und ihre Kollegen nicht mehr treffen, müssen stattdessen aus dem Homeoffice arbeiten.
Ihre Konferenzen führen sie nun nicht in einem normalen, realen Meeting-Raum durch, sondern mit Programmen wie Zoom, Microsoft Teams oder Skype. Dazu chatten, telefonieren und schreiben sie mehr E-Mails als je zuvor, um sich virtuell mit den Kollegen und Kunden abzustimmen.
Viele Menschen haben sich mit dem neuen Arbeitsalltag arrangiert – auch solche, für die es besonders schwer ist: Ein Musicaldarsteller, eine Lehrerin und eine Bankerin erklären, wie sie ihren nur wenig „Homeoffice“-tauglichen Job jetzt mit Zoom, Skype und Co. ausüben.
Robert Meyer, 38, Musicaldarsteller
Ich spiele im Musical „Tanz der Vampire“ und stehe dort normalerweise acht Mal pro Woche u.a. als böser Vampirgraf von Krolock auf der Bühne. Aber unsere vorläufig letzte Vorstellung war am 12. März, am 13. März wurden alle Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern verboten.
Auch unser Theater mit fast 2.000 Plätzen sollte natürlich direkt dicht machen. Wir haben von einem Tag auf den anderen aufgehört zu spielen. Das war traurig für uns alle – auch wenn wir es natürlich verstehen konnten. Wir mussten uns voneinander verabschieden und das Theater verlassen.

Und nun warten wir darauf, dass wir wieder auf die Bühne dürfen und weiterspielen können – voraussichtlich Anfang September. Bis dahin machen wir weiter, so gut es eben geht: Viele Kollegen veranstalten Konzerte von zu Hause aus. Auch ich mache das alle paar Wochen und streame per Twitch und Youtube aus meinem Wohnzimmer.
Das Format heißt „Mal sehen, was passiert“, aber natürlich ist es trotzdem ziemlich durchgeplant: Ich singe Songs, die ich mag, rede zwischendrin ein wenig, ab und zu lade ich mir auch musikalische Gäste ein. Das alles wirkt aus meinen vier Wänden natürlich nicht so wie auf einer Bühne.
Die Akustik ist nicht so gut, ich habe kein Orchester, sondern „nur“ einen Pianisten und erst recht keine Mannschaft von Licht- oder Tontechnikern. Aber dafür kann ich selber bestimmen, was ich wie singe (auf der Bühne gibt es viele Vorgaben, was man tun, wie man sich bewegen oder spielen soll).
Und ich komme viel näher an die ca. 450 Fans pro Streaming-Session dran, kann mit ihnen während des Konzerts chatten. Das ist großartig und macht viel Spaß. Ich bin deswegen außerordentlich dankbar, dass wir die technischen Möglichkeiten haben und wenigstens virtuell auftreten können.
Aber ich freue mich trotzdem darauf, bald wieder auf einer echten Bühne zu stehen.
Instagram: @robertmeyerofficial
Linda Hagebölling, 33, Lehrerin
Wir haben die ersten Auswirkungen von Corona schon Anfang März an unserer Schule bemerkt: Da blieben mehrere Schüler und Lehrer zu Hause – sie waren vorher in österreichischen oder italienischen Risikogebieten zum Skifahren gewesen. Danach standen sie unter Quarantäne und durften nicht mehr in die Schule kommen. Am 9. März haben wir dann sogar einen Corona-Krisenstab in der Schule eingerichtet, verschiedene Szenarien durchgespielt, wie es weitergehen kann.
Am 13. März – da war bei uns kaum noch Unterricht möglich – verkündete unsere Landesregierung, dass Schulen bald dicht bleiben sollten. Stattdessen sollte es Home-Schooling geben. Glücklicherweise hatten wir uns ja schon vorbereitet – und wussten, wie es im Großen und Ganzen ablaufen würde. Unser Konzept sah und sieht so aus: Die Fachlehrer stellen Aufgaben zusammen, die je eine Stunde dauern. Diese laden sie dann in ein Cloud-System namens „Filr“ hoch.

Der jeweilige Klassenlehrer verteilt sie dann so, dass die Schüler Zugriff auf die für sie wichtigen Aufgaben haben – gemäß eines von der Schulleitung erarbeiteten Corona-Stundenplans, der immer wieder angepasst wird. Er schickt ihnen übrigens nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Lösungen. Denn wir können nur teilweise korrigieren, zu mehr haben wir gar keine Zeit. Wir machen ja auch Video-Calls mit allen Schülern, sind von morgens acht Uhr bis teilweise abends 22 Uhr per Mail erreichbar.
Es ist definitiv mehr Arbeit als der „normale“ Unterricht. Und vor einigen Tagen hat das nochmal zugenommen, denn wir machen nun zusätzlich zum Home-Schooling auch wieder Präsenzunterricht in der Schule. Der ist allerdings sehr speziell: Die Schüler stehen vor der Schule an, um hineingelassen zu werden, müssen 1,5 Meter Abstand halten. Alle tragen Masken, wenn sie sich durchs Schulgebäude bewegen.
Für jede Klassenstufe ist ein eigener Schulhof-Teil eingeteilt. Stundenpläne wechseln alle zwei Wochen, Klassen werden aufgeteilt: Meinen Deutschkurs unterrichte ich in zwei Räumen, ich stehe in einem Raum und bin über Microsoft Teams auf die Laptops der Schüler, die im anderen Zimmer sitzen, zugeschaltet. Das alles ist anstrengend – für die Schüler und für mich.

Damit wir in dieser Situation nicht durchdrehen, biete ich jeden Morgen für die Kollegen und die Schüler einen Yoga-Kurs an. Natürlich per Stream. Dadurch können wir alle ein bisschen runterkommen – und uns gemeinsam darauf freuen, dass wir hoffentlich bald wieder normal in die Schule gehen und die Pandemie endlich vorbei ist.
Monica Pop, 34, Analystin bei der Europäischen Zentralbank (EZB)
Ich arbeite seit 2018 bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main und bin dort als Analystin im Bereich Bankenaufsicht beschäftigt. Das bedeutet: Ich bin Teil eines Aufsichtsteams, welches jährliche Risikoprüfungen bei systemisch relevanten Europäischen Finanzinstituten durchführt.
Innerhalb des jährlichen Risiko-Assessments schauen wir uns beispielsweise Kredit-, Liquiditäts- oder operationelle Risiken an. Unsere Analysen setzen die Durchsicht von Dokumenten und Zahlen voraus, aber wir reisen auch regelmäßig, um an Banken-Meetings vor Ort teilzunehmen.
Die Covid-19-Zeit hat jedoch einige Veränderungen mit sich gebracht: Wie bei vielen anderen Unternehmen arbeiten wir auch bei der EZB nun aus dem Homeoffice. Statt physischer gibt es nun virtuelle Treffen. Das eigene Team, die Experten aus anderen Bereichen sowie Repräsentanten der unter Aufsicht stehenden Banken kommen nun per Call ins eigene Wohnzimmer.
Der persönliche Kontakt fällt weg, dadurch fehlt natürlich eine wichtige Komponente. Andererseits klappt auch manches besser, ich kann mich im Homeoffice gut konzentrieren. Abgesehen von persönlichen Befindlichkeiten wird es sowieso noch eine Weile so bleiben: Aktuell ist nicht abzusehen, wann wir wieder vom Homeoffice ins normale Büro wechseln.