Hallo Markus, „Gestalterbank“ klingt vielversprechend. Was macht dein Institut aus?
Die Bank ist 2020 aus der Fusion der Volksbank in der Ortenau und der Volksbank Schwarzwald-Baar Hegau entstanden. Jede Bank für sich genommen war sehr erfolgreich und wäre auch allein zukunftsfähig gewesen. Doch ein „weiter so“ war uns nicht genug. Unsere Fusion wurde nur aus einem gemeinsamen Gestaltungswillen abgeleitet. Entstanden ist die größte und ertragsstärkste Volksbank in Baden-Württemberg – ein echter Game Changer im Südwesten.

Inwiefern ist der Name Programm?
Wir haben uns dabei methodisch am „Golden Circle“ des Bestsellerautors Simon Sinek orientiert und uns gefragt: Was ist das Fundament unserer Arbeit? Was treibt uns an und wie kommen wir ans Ziel? Das "Warum" steht also im Zentrum all unserer Aktivitäten. Dabei legen wir das Augenmerk auf unsere Mitglieder, den Mittelstand und die Kultur der Selbstständigkeit. Im Vordergrund stehen dabei immer die Herausforderungen dieser Gruppen – und zwar im Hinblick auf technische, gesellschaftliche und politische Veränderungen. Es geht also um deren Zukunftsfähigkeit, kurz: um deren ZUKUNFT. „Wie“ wir dies tun, beschreibt der Begriff GEMEINSAM. Wir entwickeln sehr systematisch Kooperationen und Netzwerke. Über unsere strategischen Geschäftsfelder differenzieren wir unsere Leistungen und Produkte und damit unser „Was“. Das Ergebnis ist unsere Mission: „ZUKUNFT | GEIMEINSAM | GESTALTEN“. Unsere Volksbank hat bereits ein sehr gut wahrnehmbares, nachhaltiges Profil entwickelt. Dies ist aber kein Zufall, sondern das Ergebnis einer langjährigen Strategie.
Das ist der „Golden Circle“
„Why? How? What?“ Das sind die zentralen Fragen des sogenannten „Golden Circle“, den der US-Stratege Simon Sinek entwickelt hat. Bei dem konzentrischen Kreis handelt es sich um ein Instrument, mit dem Unternehmen herausfinden können, warum sie tun, was sie tun. Ziel dabei ist, ein sinnstiftendes Moment zu identifizieren, auf dem die Arbeit des gesamten Teams aufbaut. Gleichzeitig hilft die Methode auch dabei, herauszufinden, wie und mit welchen konkreten Maßnahmen man seine Pläne umsetzt.
Ihr seht euch auch als Transformationsbegleiter.
Der digitale Wandel wirkt auf die Geschäftsmodelle unserer Kund*innen ein. Gerade im Firmenkundengeschäft wird sehr deutlich, dass sich viele Branchen radikal verändern und wir Banken dies verstehen müssen. Dabei stößt man nicht selten an die Grenzen der klassischen Bankorganisation. So ist es zum Beispiel nicht sinnvoll, bei digitalen Geschäftsmodellen Kreditentscheidungen auf Substanz bzw. dingliche Sicherheiten aufzubauen – so wie dies bisher im Bankgeschäft üblich war. Digitale Geschäftsmodelle sind in der Regel getrieben von Cashflow und Value. Banken, die dies nicht akzeptieren und in ihren eigenen Prozessen abbilden, sind bei diesen Kunden raus. Daher braucht es integrierte Garantie-, Kredit- und Payment-Funktionen. Wir sind selbst in zahlreichen Technologieunternehmen investiert und begleiten diese über alle Lebensphasen, also auch sehr frühphasig.
Darüber hinaus arbeiten wir mit zahlreichen Plattformen zusammen, bringen uns mit unserer Finanzierungsfunktion und auch mit unserer Payment-Kompetenz im B2B-Business ein.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Gestalterbank?
Wir sind überzeugt davon, dass eine funktionierende Ökonomie nur in einer intakten Ökologie und sozialen Gesellschaft möglich ist. Diesen Prinzipien des nachhaltigen Wirtschaftens haben wir uns verpflichtet.

Und wie sieht diese Verpflichtung konkret aus? Habt ihr nachhaltige Finanzprodukte, sogenannte Impact-Produkte, im Angebot?
Wir haben eine ganze Menge anzubieten und bislang nur gute Erfahrung gemacht. So pflanzen wir für jedes neue Mitglied bei unserer Volksbank ein Stück Blühwiese und unterstützen damit die Biodiversität. Bei 115.000 Mitgliedern kommen da schon einige Hektar zusammen. Außerdem werden wir im Laufe des Jahres das „Klima-Konto“ im Angebot haben. Damit kann jeder von uns seinen CO2-Fußabdruck – immerhin im Durschnitt 11,2 Tonnen pro Jahr – kompensieren. Das Konto wird rein digital geführt, statt aus Plastik bestehen Giro- und Kreditkarte aus Maisstärke. Zudem pflanzen wir für jedes Kreditkartenprodukt einen Baum. Darüber hinaus unterstützen wir auch im Firmengeschäft viele nachhaltige Projekte und helfen Hauseigentümer*innen und Vermietenden bei der Erweiterung ihrer Energiekonzepte. Das sind aber nur einige Beispiele von vielen. Das Spektrum ist riesig: Wir nutzen unsere Reichweite zum Beispiel auch, um unseren Kund*innen Ökostrom zu besonders günstigen Preisen anzubieten. Auch dieses Konzept könnte direkt von anderen Banken übernommen und multipliziert werden. Je schneller hier viele mitmachen, umso besser für uns alle. Mein Tipp: einfach MACHEN – EINFACH machen!
Eine Kund*in hätte gern einen Kredit für ein nachhaltiges Projekt. Wie geht ihr vor?
Wenn man Nachhaltigkeit große Bedeutung zuschreibt und öffentlich dafür einsteht, dann sollte man auch darüber Bescheid wissen. Uns ist wichtig, dass wir Geschäftsmodelle und Projekte verstehen. Wir wollen sie bestmöglich durchdringen und beurteilen können, wenn es an die Finanzierung geht. In unserer Gestalterbank-App ist dazu einiges zu finden. Gemeinsam mit unserem Partner, der GLS-Bank eG, haben wir ein Wirkungstransparenztool implementiert. Wir beginnen, Transparenz in Bezug auf die Nachhaltigkeitsleistung darzustellen und mit Kund*innen nach Optimierungsmöglichkeiten aus unserem Netzwerk zu suchen. Daraus entstand – in Zusammenarbeit mit dem Baden-Campus – ein eigenes Konzept für Impact-Start-ups und Impact-Acceleratoren.

Gibt es konkrete, messbare Ziele, die die Volksbank eG – Die Gestalterbank in Zukunft erreichen will?
Ja natürlich. Da gibt es die Volksbank eG – Die Gestalterbank als Unternehmen, das selbst die nachhaltige Transformation schaffen will und wird. Gleichzeitig werden wir unsere Mitglieder und den Mittelstand auf ihrem Weg begleiten. In dieser Rolle nehmen wir also eine leistungswirtschaftliche Perspektive ein und sehen hier große Chancen im Rahmen unserer Transmissionsfunktion zwischen Real- und Finanzwirtschaft.
Was braucht die Bank der Zukunft?
Unternehmer, die Zukunftsforscher und keine Archäologen sind.

Welches Projekt, das die Gestalterbank unterstützt und mitgestaltet, liegt dir persönlich besonders am Herzen?
Alle unsere Projekte sind sehr wichtig und wertvoll. Aufgrund seiner Größe sticht aktuell das Projekt „füreinander.miteinander.stegermatt“ heraus. Ein Millionen-Investitionsprojekt mit Vorbildcharakter für Inklusion und soziale Gerechtigkeit mitten in Offenburg – mit einem großartigen Partnernetzwerk. Aber: Wälder, Moore, Blühwiesen, Klimakonten, Wirkungstransparenz, Solarstrom, Ökostrom … bei längerem Nachdenken stelle ich fest: Ich finde alle unsere Projekte super ;o) !
Vielen Dank für das spannende Interview, Markus! Wir freuen uns auf deinen Auftritt bei FINTROPOLIS am 24. und 25. Juni 2021.
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