
Zugegeben: Die Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Transformation sind sicherlich keine Neuen. Doch scheint die Umsetzung für viele Unternehmen und Institutionen schwerer zu sein als anfangs gedacht. Das fällt meistens genau dann auf, wenn sie sich der Aufgabe widmen – und feststellen, dass sie gar nicht so genau wissen, wo sie eigentlich anfangen sollen. Liza Kirchberg hat da einen guten Tipp. Als „Head of Sustainability“ war sie maßgeblich am Transformationsprozess der Volksbank eG – Die Gestalterbank beteiligt und sagt: „Es ist wichtig, dass man ein unternehmensweites einheitliches Verständnis zum Thema Nachhaltigkeit formuliert.“ Was logisch klingt, ist tatsächlich ein Problem. Denn obwohl derzeit alle Welt über Nachhaltigkeit zu sprechen scheint, haben viele doch ein ganz unterschiedliches Verständnis von diesem Thema. Das liegt beispielsweise an den kulturellen sowie familiären Hintergründen oder gar an der Region, in der man aufgewachsen ist oder aktuell lebt.
Viele Wege führen nach Rom
Damit am Ende alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen (können), muss also dieser erste Grundstein gelegt werden. „In der Gestalterbank haben wir uns erst mal darauf geeinigt, dass wir die 17 SDGs ganzheitlich analysieren“, berichtet Kirchberg. Hinter den SDGs, kurz für Sustainable Development Goals, steckt ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands sowie zum Schutz des Planeten. Seit 2016 arbeiten nun alle UN-Mitgliedstaaten an der Umsetzung der 17 Ziele. Erreicht werden sollen diese – so der Plan – spätestens im Jahr 2030.
Die Sustainable Development Goals sind aber keineswegs die einzigen Grundsätze, an denen sich Unternehmen oder Banken bei der Transformation orientieren können. Wer Startschwierigkeiten hat und vielleicht die ein oder andere Inspiration braucht, kann den deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zu Rate ziehen. Dahinter verbirgt sich im Grunde eine sehr große branchenübergreifende Datenbank. Unternehmen – ob nun groß oder klein, öffentlich oder privat – geben hier eine Erklärung zu 20 DNK-Kriterien ab und legen offen, ob sie eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen und welche Maßnahmen sie dafür ergreifen. Über 800 dieser Erklärungen wurden bereits abgegeben, unter anderem vom ZDF, Miele oder Johnson+Johnson. Aber auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind mit diversen Instituten vertreten.
Doch ob nun SDGs oder DNK: Die Planung und Umsetzung eines Transformationsprozesses sind keinesfalls eine „One-Man-Show“. Im Falle der Gestalterbank hat sich beispielsweise ein Nachhaltigkeitskernteam aus Vorstand, so genannten „Nachhaltigkeitspaten“ aus jedem Unternehmensbereich sowie der Sustainability Managerin zusammengetan und der Aufgabe angenommen. So konnte sichergestellt werden, dass von Anfang an sowohl die wichtigen Entscheider*innen als auch Expert*innen aus allen Fachbereichen am Changeprozess beteiligt sind.
Mit der Pandemie kam das Umdenken der Bevölkerung
Der Weg in Richtung Nachhaltigkeit findet aber natürlich nicht nur in den eigenen vier Bürowänden statt, sondern ab einem gewissen Punkt auch außerhalb des Unternehmens – und somit in der Wahrnehmung der Kunden. Angefangen beim Fortbewegungsmittel der Mitarbeitenden …
Viel eher als den Dienstwagen des Firmenkundenbetreuers bekommen Kund*innen aber die angebotenen Dienstleistungen beziehungsweise Produkte präsentiert. Und wenn diese nicht nachhaltigen Standards entsprechen, sieht’s schlecht aus fürs Unternehmen. Das ergab eine repräsentative Befragung der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Ganze 78 Prozent der deutschen Verbraucher*innen gaben an, dass sie seit Beginn der Corona-Pandemie verstärkt auf Aspekte wie einen möglichst niedrigen CO2-Fußabdruck, faire Arbeitsbedingungen oder das Tierwohl achten. Erfüllt ein Produkt jedoch nicht diese gängigen Nachhaltigkeitsstandards, wird es laut der Befragten auch nicht mehr gekauft.
Hier bezahlt man jetzt mit Mais
Natürlich haben sich auch die Gestalterbank und Liza Kirchberg Gedanken über nachhaltigere Banking-Produkte gemacht. „Wir haben überlegt, wie wir Banking mit Klimaschutz vereinen können. Dafür haben wir die Kundenreise von A bis Z auf den Kopf gestellt“, verrät die Sustainability Managerin. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nach gut einem Jahr Entwicklung ist unter anderem das „KlimaKonto“ entstanden. Die Idee: Durch Nutzung des nachhaltigen Kontos kompensieren die Nutzer*innen jeden Monat den durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck eines deutschen Bürgers beziehungsweise einer deutschen Bürgerin. Möglich macht das die rein digitale Kontoführung sowie die Nutzung von 100 Prozent Ökostrom. Die dabei dennoch anfallenden Emissionen durch digitale Services kompensiert die Gestalterbank, indem sie ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt unterstützt.

Doch damit noch nicht genug: Das Highlight ist wohl die girocard selbst. Diese wird nämlich nicht – wie üblich – aus Plastik hergestellt, sondern aus PLA. Einem nachwachsenden und natürlichen Rohstoff, der aus Mais gewonnen wird.
Die Macht der Banken
Klingt alles schön, gut und nachhaltig. Doch lässt sich damit am Ende des Tages wirklich etwas bewegen? Laut Liza Kirchberg ist das zumindest einer der ersten Schritte. Banken sollten sich aber aktuell nicht nur der eigenen Transformationsaufgabe stellen – sie haben laut Kirchberg auch noch eine andere Verantwortung. „Wem trauen Sie am ehesten die erfolgreiche Umsetzung von Plänen und Strategien hinsichtlich gesellschaftlicher Probleme zu?“ Eine Frage, die zahlreichen Teilnehmenden rund um den Globus im Rahmen des Edelman Trust Barometer in diesem Jahr gestellt wurde. Mit 65 Prozent gab über die Hälfte der Befragten an, dass sie dies am ehesten Unternehmen zutrauen. Auf dem letzten Platz mit 46 Prozent landet die Politik. Aber was hat das nun mit Liza Kirchberg und Banken zu tun? „Unternehmen müssen finanziert werden – mit Geld. Und wir als Banken sind Geldgeber. Letzten Endes sind wir also mit dafür verantwortlich, dieses Geld ‚richtig‘ zu lenken. Ein Impuls für all diejenigen, die vielleicht noch nicht verstanden haben, wie wir als Bank hier im Verhältnis stehen und was eine Bank tatsächlich alles bewirken kann.“