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Banken

Finanzen für Frauen: Zwischen Mehrwert und Bereicherung

Echtes Empowerment oder Luftschloss: Was ist dran an Female Finance?
Simone hutsch r79g5 Ww Wvxc unsplash
© Photo by Simone Hutsch on Unsplash
31.05.2022

Was die Teens am politischen System in Deutschland schätzen sind Gesundheitspolitik, Sozialpolitik und Sicherheitspolitik. Vor allem im Vergleich zu anderen Ländern stechen diese Vorzüge für die junge Generation heraus.

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Die Finanzbranche ist weiterhin eindeutig Männerdomäne. Weniger als zehn Prozent der Vorstände deutscher Banken sind weiblich, auch unter den Aktien- und Wertpapierbesitzer*innen in Deutschland machen Frauen nur zwölf Prozent aus. Gleichzeitig gewinnt „Female Finance“ zusehends an Aufmerksamkeit. Zwischen Finfluencer*innen auf YouTube und Sparplänen speziell für Frauen bildet sich ein ganzer Markt, der die Finanzwelt der weiblichen Bevölkerung näherbringen will. Auf den ersten Blick sieht das aus wie eine gute Nachricht: Endlich öffnet sich die Finanzwelt jenseits der althergebrachten Klischees. Die Wirklichkeit ist etwas komplexer.

Frauen: Die besseren Anlegerinnen?

Eine Tatsache, die manche überraschen mag: Auf dem Papier sind Frauen die besseren Investorinnen. Männliche Anleger erwirtschaften in Deutschland im Schnitt Renditen von 23,5 Prozent, Frauen haben mit 24,1 Prozent die Nase vorn. Dabei spielen ihnen mehrere Eigenschaften in die Karten. Sie sind ruhiger, planen langfristiger und da sie seltener handeln als Männer, sparen sie Transaktionskosten. Gleichzeitig investieren sie vor allem in stark diversifizierte Angebote wie ETFs. Auch für den Finanzmarkt selbst sind Frauen eine wichtige Zielgruppe: Eine Studie des Finanzdienstleisters BNY Mellon kam Anfang 2022 zu dem Ergebnis, dass weibliche Anlegerinnen dem Markt bis zu 3,22 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen bescheren könnten. Wieso sind dann nur wenig Frauen am Kapitalmarkt aktiv?

220607 FINT Finanzen Feminin ZA To07 FA5v8 unsplash © Photo by Vanessa Murrieta on Unsplash

Was Frauen vom Anlegen abhält

Der Grundstein dafür wird oft schon in der Kindheit gelegt. Geld und Finanzthemen sind meist Thema zwischen Vätern und Söhnen, Mädchen bekommen dieses Wissen also im familiären Umfeld kaum mit. In Partnerschaften sind es oft die Frauen, die sich um alltägliche Geldfragen wie das Haushaltsbudget kümmern, während Männer für den Vermögensaufbau verantwortlich sind. Diese Rollenbilder bestehen auch in den jüngeren Generationen fort. Befragt nach den Gründen, wieso sie kein Geld anlegen, geben Frauen am häufigsten mangelndes Wissen an: Nur 25 Prozent der Frauen in Deutschland fühlen sich laut BNY Mellon wohl bei der Entscheidung, Geld anzulegen. Dazu kommt, dass Frauen weniger Einkommen zur Verfügung haben als Männer. Neben Elternzeit, mehr Jobs im Niedriglohnsektor und einer stärkeren Tendenz zur Teilzeitarbeit besteht in Deutschland ein Gender Pay Gap von rund 18 Prozent. Frauen verdienen also auch bei vergleichbarer Tätigkeit weniger Geld. Und wer weniger verdient, legt auch weniger an.

Hinzu kommt das Wesen der Finanzbranche. Viele Angebote zur Geldanlage richten sich an Männer, die überwältigende Mehrheit der Vermögensverwalter*innen ist männlich. Die Außenwirkung der Branche schreckt gerade Frauen davon ab, Fragen zu stellen. Dabei ist es gerade Frauen weniger wichtig, Anlagen und Sparpläne zu verstehen, bevor sie investieren. Auch Anlageberater*innen behandeln ihre Kundschaft nicht immer gleich: Frauen werden häufiger teure, wenig ertragreiche Sparpläne angeboten als Männern.

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Wieso „rosa Finanzen“ problematisch sind – und worauf es stattdessen ankommt

Es zeigt sich: Frauen bieten große Potenziale für den Kapitalmarkt, halten sich aber häufig aus ihm zurück. Was also ändern, um mehr Frauen zur Geldanlage zu bewegen? Hier kommen Angebote wie Finanzcoachings für Frauen ins Spiel. Sie werden jedoch oft nicht von Anlageberater*innen durchgeführt – und kosten viel Geld. Neben fundierter Wissensvermittlung stehen dort viele dubiose Angebote, die den Eindruck vermuten lassen, dass Frauen eher ausgenutzt als gefördert werden. Darüber hinaus gibt es immer wieder Anlageangebote, die inhaltlich speziell auf Frauen ausgerichtet sind. Expert*innen sind sich einig: Das bringt wenig.

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In anderer Hinsicht sind Finanzangebote für Frauen jedoch ein wichtiges Thema. Foren, in denen Frauen ihre Finanzfragen ohne Scheu stellen können, gehören genauso dazu wie klassische Beratungsgespräche. Dabei geht es nicht unbedingt darum, dass Frauen von Frauen beraten werden. Es kommt vor allem darauf an, Frauen das Wissen und Selbstvertrauen zu vermitteln, das sie brauchen, um sich mit der Geldanlage zu beschäftigen. Denn: Wenn Frauen sich um ihr eigenes Vermögen kümmern, werden sie finanziell unabhängiger und finanzielle Unabhängigkeit fördert die Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen. „Female Finance“, die Frauen tatsächlich stärkt, kann dabei wichtige Unterstützung leisten. 

31.05.2022