„Mit einem Sparbuch kann man nichts falsch machen“, diesen Rat kennen manche vielleicht noch von ihren Großeltern. Allerdings sind die einträglichen Zinsen, die diese Geldanlage einmal einbrachte, längst Geschichte. Wohin also mit dem Ersparten in Zeiten von Dauerniedrigzinsen? Eine gute Möglichkeit ist, sein Geld an der Börse anzulegen. Denn wer clever investiert, kann so über die Jahre eine ordentliche Rendite einfahren.
Deshalb erleben sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) seit Jahren einen regelrechten Boom: Das sind an der Börse gehandelte Indexfonds, die den jeweiligen Index eins zu eins abbilden. Das kann beispielsweise der Deutsche Aktienindex DAX sein, aber auch Immobilien- oder Rohstoffindizes. So fasst ein Aktienindex für Blue Chips die Titel der Unternehmen zusammen, die an der Börse am meisten wert sind. Das Ziel des ETFs ist es, genau die Rendite zu erzielen, die dieser Index vorgibt. Es geht also gerade nicht darum, einen Fondsmanager zu erwischen, der mit der Auswahl der richtigen Titel besser abschneidet als die breite Masse der Investoren. Mit ETFs schließt man sich dieser Masse an, um einfach und kostengünstig am Marktgeschehen teilzuhaben. Die Auswahl der Aktien im ETF wird vom Anbieter ein Mal pro Jahr überprüft. Verändert sich die Zusammensetzung des Index, bessert auch der ETF nach.

Anfang 2000 startete das XTF-Segment an der Deutschen Börse. Heute notieren dort mehr als 1.500 ETFs, das Fondsvermögen belief sich Ende 2019 auf 190 Milliarden Euro. Jeder siebte Euro, den Deutsche in einem Fonds anlegen, steckt in einem ETF. Klingt verlockend? Einfach loslegen ist allerdings nicht ratsam. Wir verraten euch fünf Dinge, die ihr beim Sparen mit ETFs unbedingt wissen müsst.
1. Das Sparschwein für Faule
Egal, ob Anlage-Profi oder blutiger Anfänger: ETFs eignen sich für jeden. Für diejenigen, die sich nicht mit Geldanlage auskennen und die auch keine Lust haben, sich ständig damit zu beschäftigen, sind sie geradezu ideal. Studien wie die SPIVA (S & P Indices Versus Active), die Standard & Poor‘s jedes Jahr durchführt, zeigen immer wieder: Selbst die besten, von einem Menschen aktiv gemanagten Fonds schaffen es nicht, langfristig einen Vergleichsindex zu schlagen. Demnach liefern selten mehr als 10 bis 15 Prozent aktiv gemanagter Fonds dauerhaft gute Ergebnisse. Um ein langfristig erfolgreiches aktiv gemanagtes Produkt zu finden, müsste man als Anleger also schon etwas länger suchen und sehr genau auswählen. Wer dagegen eine bequeme, transparente und kostengünstige Geldanlage sucht oder noch nie mit Fonds zu tun hatte, kann also auf marktbreite ETF setzen, da hier das Risiko am breitesten gestreut wird und die Renditechancen hoch sind. Dem „Handbuch Geldanlage“ der Stiftung Warentest zufolge eignen sich diese hervorragend als Basisanlage fürs Depot.
Wer dabei bequem in Aktien investieren möchte, sollte in einen Index investieren, der den globalen Aktienmarkt abdeckt und Dividenden wieder anlegt. Dafür kommen beispielsweise der MSCI World infrage, der die 1600 größten Aktien der industrialisierten Welt bündelt. Bei Anlagen in diesem Index über 15 Jahre erzielten Investoren in der Vergangenheit im besten Fall eine Rendite von 15 Prozent, im schlechtesten von 1,5 Prozent. Auch der MSCI All Countries World ist eine Überlegung wert: Dieser bündelt mehr als 2.500 Aktien der industrialisierten Welt sowie Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien. Ebenso kommen nachhaltige Indizes infrage, in denen die Aktien von Unternehmen enthalten sind, die nachhaltig wirtschaften.
Grundsätzlich kann man sich entscheiden, entweder eine größere Summe auf einmal zu investieren oder in kleineren Raten anzusparen.
Dabei ist gar nicht so entscheidend, wann Sie zu sparen beginnen“, raten die Experten des Portals „Finanztip.“ „Hauptsache, Sie bleiben langfristig dabei.
Doch was heißt langfristig? Dafür gibt es eine sehr genaue Zeitangabe, die das Deutsche Aktieninstitut ausgerechnet hat: Mindestens 14 Jahre. Dann macht man rein rechnerisch an der Börse nie einen Verlust.
2. Sicher ist sicher
Wer sein Geld an der Börse anlegt, ist generell nicht vor Verlusten gefeit. Um eines müssen sich Investoren allerdings keine Gedanken machen: Sollte die gewählte Fondsgesellschaft pleite gehen, sind die gekauften Fondsanteile nicht weg, da diese bei unabhängigen Depotbanken hinterlegt sind. Damit wird verhindert, dass das Vermögen der Anleger im Falle einer Insolvenz mit in die Konkursmasse fällt und Ansprüche von Gläubigern bedient werden müssen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass auch diese Depotbank insolvent sein sollte, müssten die Anteile einem weiteren Treuhänder übergeben werden. Selbiges gilt für eine Insolvenz der gewählten Online-Bank oder des Brokers. Insgesamt ist dieses Risiko bei ETFs jedoch sehr gering. Dennoch kann man bei der Anlage auf Nummer sicher gehen, indem man einen großen Fonds auswählt: Wenn das in einem ETF verwaltete Vermögen über 500 Millionen Euro liegt, ist die Gefahr geringer, dass die Vermögensverwaltung irgendwann schließt.

Keine Auswirkungen auf die Sicherheit hat jedoch die Frage, ob es sich um einen synthetischen oder physischen ETF handelt. Was das bedeutet? Bei physischen ETFs kauft der Anbieter eine optimierte Auswahl von Aktien aus dem Index an, die ausreichen, um dessen Wertentwicklung abzubilden. Gleichzeitig verleiht er dann Teile seines Aktienbestandes an andere Marktteilnehmer. Solcher Tauschgeschäfte, sogenannter Swaps, bedienen sich wiederum Anbieter von synthetischen ETFs. Bei Swaps kaufen die ETF-Anbieter nicht selbst Aktien an, sondern lassen sich die Wertentwicklung eines Index von einer anderen Bank über Termingeschäfte zusichern. Swaps sind für Anleger nur schwer nachzuvollziehen. Deshalb halten sie physische ETFs oftmals für sicherer als synthetische. Das ist jedoch ein Irrglaube. Zumindest in Europa sind diese Tauschgeschäfte streng reguliert und müssen stets zu 100 Prozent besichert sein. Zudem sind beide ETF-Typen dem Risiko am Markt ausgesetzt. Wenn also die Börse auf Talfahrt geht, schmälert das in jedem Fall das eigene Vermögen. Sollten dann Aktien eines Fonds verkauft werden, erhalten Anleger immer nur die Summe, die die Papiere zu der Zeit am Markt wert sind – ganz egal, ob sie gekauft oder geliehen wurden. Ob ein ETF physisch oder synthetisch ist, spielt dabei keine Rolle.
3. Kosten, Kosten, Kosten
ETFs haben einen riesigen Vorteil im Vergleich zu gemanagten Fonds, bei denen ein Mensch die einzelnen Titel selbst aussucht: Sie sind günstig. So spart man sich als Anleger in der Regel die Provision für den Kauf eines ETFs. Und für die laufenden Kosten fällt meist nur ein Siebtel des Betrags an, der für einen aktiven Fonds fällig wäre. So bleibt also von vornherein mehr Geld in der Tasche der Anleger. Allerdings gibt es Tücken: Um die Kosten zu vergleichen, schauen Anleger häufig nur auf die sogenannte Total Expense Rate (TER). Das ist allerdings eine Falle: „Bei diesem Vergleich wird viel zu kurz gesprungen“, sagt Kai Hattwich, Portfolio Manager bei der Quirin Privatbank. „Die TER-Kostenquote bildet nur ein Drittel der Kriterien ab, welche für die Höhe der ETF-Renditen entscheidend sind.“
So erfasst der TER nur die Vergütung für die Depotbank sowie die Verwaltungsgebühren, nicht aber die ebenso wichtigen Transaktionskosten, Steuern oder Erträge aus Dividenden. Zusammen genommen können Unterschiede bei den Renditen der einzelnen Fonds dabei mehr als sechs Prozent betragen: Wer so vor etwa zehn Jahren 50.000 Euro in einen Deka-Fonds investierte, hat nach Berechnung der Quirin Privatbank heute rund 3.300 Euro mehr auf dem Konto als beispielsweise bei dem Anbieter Lyxor. Was also tun? Anstatt also auf die Kosten und damit die TER-Rate zu schielen, wie sie häufig auf Finanzportalen und bei Vergleichen verwendet wird, sollten Anleger auf die Tracking Difference achten: Diese verschafft einen Überblick über die wahren Kosten eines ETFs und zeigt an, wie stark der Fonds von der Indexentwicklung abweicht: Je kleiner die Tracking Difference ist, umso besser. Sogar negative Tracking Differences kommen vor: Dann schlägt der ETF seinen Index.

4. Je spezieller, umso riskanter
ETFs zeichnen per Definition einen Index nach – und somit die allgemeine Kursentwicklung an den Aktien- Renten, Immobilien- oder Rohstoffmärkten. Talfahrten an den Märkten können sich auch die besten Fonds nicht entziehen. Dieses Risiko müssen Anleger also in Kauf nehmen und ihr Investment entsprechend langfristig anlegen, um diese Dellen auszugleichen.
Allerdings kommen bei ETFs weitere Risiken dazu, die man bei der Geldanlage berücksichtigen sollte. So locken Fonds, die auf einen bestimmten Anlagebereich beschränkt sind, Anleger mit vergleichsweise hohen Renditen. Dazu gehören unter anderem Länder- oder Regionenfonds oder solche, die auf einen bestimmten Sektor wie Tech spezialisiert sind. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: „Es gilt die Faustregel: Je spezieller das Anlageuniversum, desto höher das Risiko“, raten die ETF-Experten der Stiftung Warentest in ihrem „Handbuch Geldanlage“. Denn wenn ein bestimmtes Land oder Thema nicht mehr gefragt seien, gebe es kaum Möglichkeiten für den Fonds, noch lukrative Anlagen zu finden. So haben sich viele Internet- und Hightech-Fonds, die vor dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 aufgelegt wurden, bis heute nicht mehr von den Verlusten erholt. Wer sich breit aufstellt, ist hier also deutlich besser beraten.
5. Die ersten Schritte
Alles klar, der Entschluss ist gefasst: Ein ETF soll es sein. Und jetzt? Es gibt Tausende ETFs, und sehr viele Banken sowie Online-Broker. Um den passenden ETF-Sparplan zu finden, hilft ein Anlageberater. Alternativ können Portale wie Just ETF, brokervergleich.de oder extra-ETF unterstützen, die Fragen nach verfügbarem Betrag, Anlagehorizont oder Risikoorientierung zu beantworten. Am Ende sollte jedenfalls die Antwort auf folgende Frage stehen: Wie viel Geld will ich in welchem Turnus in einen ETF einzahlen?

Um im nächsten Schritt herauszufinden, welche ETF renditestark und für das Anlageziel geeignet sind, sollte man eine unabhängige Bewertung wie die der Stiftung Warentest studieren, die regelmäßig Fonds durchleuchtet. Auch die Experten von Finanztip prüfen Fonds und geben regelmäßig Empfehlungen. Hat man sich erst einmal entschieden, in welchen Index man investieren will, ist es quasi auch schon geschafft. Um einen ETF zu kaufen, brauchen Anleger nur ein Wertpapierdepot. Anschließend können sie die Indexfonds ganz einfach bei einer Bank oder Direktbank erwerben: Dazu gibt man lediglich die Wertpapier-Identifikationsnummer oder die entsprechende Kennnummer in das Suchfeld des Depots ein und folgt den Anweisungen. Der Abschluss ist dann nur noch Formsache.