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Arbeiten

Das Büro ist tot, es lebe das Büro!

Transformations-Experte der Fiducia & GAD Marc Wagner erzählt im Interview, wie die Arbeitswelt von Morgen aussehen könnte – und welche Rolle Büros dabei spielen.
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20.05.2021

Die Pandemie hat unser Leben von heute auf morgen komplett auf den Kopf gestellt. Einschränkungen, Veränderungen und völlig neue Umstände begleiten unseren Alltag seit nunmehr 14 Monaten. Doch wie wird das tägliches (Arbeits-)Leben aussehen, wenn wir die Pandemie hinter uns gelassen haben? Diese Frage und noch viele weitere beantwortet der Servicefeld-Lead Mitarbeiter-Experience Marc Wagner im ersten Teil unseres Interviews.

Marc, wie wird sich das Arbeiten durch die Pandemie verändern?

Ich hoffe, dass es anders als vor der Corona-Zeit aussehen wird. Ich beschäftige mich seit 2016 mit New Work und es gab immer wieder die Diskussion, ob man unterwegs oder von zuhause aus arbeiten kann. Die ersten Monate des gezwungenen Home Office lieferten dann die Erkenntnis, dass das geht. Und zwar ohne, dass alles zusammenbricht oder die Effizienz leidet. Dennoch gibt es die Sehnsucht, sich wieder persönlich zu treffen und zurückzukommen.

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Daher glaube ich, dass wir in eine Arbeitswelt stoßen werden, die viel reifer und flexibler sein wird als die, die wir vor Corona hatten – wenn wir es gut machen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man sich intensiv damit auseinandersetzt, welches Arbeitsumfeld für welche Tätigkeiten am besten passt. Sonst sehe ich die Gefahr, dass wir in den Status quo vor Corona zurück rutschen.

Werden Büros dann überhaupt noch nötig sein?

Ja, definitiv. Man kann sagen: „Das Büro ist tot, es lebe das Büro!“ Ich glaube sehr an das physische Aufeinandertreffen. Das ist extrem wichtig für soziale Interaktion, Zusammenhalt und eine gemeinsame Identität. Neu wird die Gestaltung der gemeinsamen Zeit sein – hin zu mehr Quality Time.

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Wir werden uns hoffentlich mehr Gedanken machen, wann physisches Aufeinandertreffen wirklich sinnvoll ist und wie wir es gestalten. Auch im Hinblick auf das mobile Arbeiten und Geschäftsreisen, was natürlich auch die Nachhaltigkeit betrifft.

Welche Alternativen gibt es, die ein physisches Aufeinandertreffen simulieren könnten?

Es gibt einen sehr großen Immobilienmakler, der selbst keine Büros mehr besitzt. Meetings werden in einer VR-Landschaft mit einem Avatar abgehalten. Das ist eine Alternative, wird das physische Aufeinandertreffen aber nicht ersetzen können. Trotzdem müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Flexibilität in Sachen Immobilien steigern und effizienter nutzen können.

Wie könnte das künftig aussehen?

Die Art wie wir mit unserem physischen Umfeld umgehen, wird sich verändern. Auch wie Städte gestaltet sein werden und sich Unternehmen aufstellen, wird definitiv beeinflusst. Ich gehe davon aus, dass man versuchen wird, Immobilien für sich selbst flexibler zu machen. Das könnte dahin gehen, dass man Offices teilt, Co-Working-Szenarien etabliert oder Campus-Konzepte umsetzt, die eine Zweit- oder Drittverwertung zulassen, ohne, dass man groß umbauen muss.

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Die Orientierung an festen Organisationsstrukturen wird weniger eine Rolle spielen als Flexibilität. Das ist ein ganz wesentlicher Trend. Trotzdem sind Immobilien sehr wichtig, da sie zur Identität eines Unternehmens gehören. Wir planen beispielsweise, auf die Anmietung externer Räumlichkeiten weitestgehend zu verzichten, werden unsere Immobilien aber nicht veräußern.

Bei der Fiducia & GAD baut ihr am Standort Karlsruhe einen Campus teilweise komplett neu auf – wird der Bau unverändert fortgeführt?

Wir haben den Campus aufgrund der Corona-Erfahrung leicht angepasst, aber es wird weiterhin eines unserer größten Projekte sein, das in einem Gesamtprogramm mit dem Titel Deutschland Campus 2020+ aufgeht. In diesem Kontext sind wir dabei, für alle zu überlegen, wie künftig ein optimales Arbeitsumfeld aussehen soll. Dabei geht es darum, wie wir Statussymbole, wie Einzelbüros oder feste Arbeitsplätze abbauen, dafür aber eine stärkere Differenzierung von Räumlichkeiten anstreben.

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So soll es Räume für kreative oder konzentrierte Arbeit, agile Projektarbeit, soziale Interaktion und Aufeinandertreffen sowie für Meetings mit Kund*innen geben. Dieses Konzept soll sich über alle Standorte erstrecken. Ganz wesentlich ist zudem die Fragestellung, welche Tätigkeiten zukünftig physisch vor Ort und welche mobil bzw. virtuell erfolgen können – also ein hybrides Konzept. Letztlich geht es um die Frage: wie werden wir zukünftig zusammenarbeiten.

Welche Voraussetzungen braucht es, damit solche Veränderungsprozesse wirklich fruchten?

Ohne Vorstand, Geschäftsleitung oder Gründer*innen, die zu 100 Prozent hinter einer Veränderung stehen, funktioniert es nicht. Unser Vorstandsteam bei der Fiducia & GAD treibt diese Entwicklung geschlossen voran. Das sieht man alleine daran, wie konsequent ganzheitlich dieser Ansatz in die Umsetzung übergegangen ist. Wir sind nicht nur dabei Räumlichkeiten oder den Campus anzupassen. Der gesamte Veränderungsprozess soll die Fiducia & GAD zu einer agilen Organisation machen.

Marc, an dieser Stelle schon einmal vielen Dank für das Gespräch!

Ihr könnt euch schon auf den zweiten Teil des Interviews mit Marc freuen. Dann verrät er, wie es Führungskräften gelingt, Mitarbeitende in einer Transformation mitzunehmen – und ob Unternehmen aus der Pandemie gelernt haben. Seid gespannt!

Übrigens: Marc spricht auch in FINTROPOLIS am 24. und 25. Juni. Wir freuen uns drauf!

20.05.2021