Eintracht Frankfurt hat Fußballdeutschland begeistert. Mit temporeichem Spiel und seinen stimmgewaltigen Fans hat der Bundesligist die Europa League aufgemischt und sich mit dem Titel belohnt. Dabei ging fast unter, dass der Club auch neben dem Platz für eine Innovation gesorgt hat: Pünktlich zur schrittweisen Rückkehr der Fans hat die Eintracht den ersten Self-Service-Fanshop der Bundesliga eröffnet. Hier können die Fans ab sofort komplett kassenlos einkaufen – quasi im Vorbeigehen.

Möglich macht das die „Grab & Go“-Technologie der Firma payfree: Fans ziehen ihre Einkäufe einfach in der Tüte durch einen U-förmigen Scanner. Dank sogenannter Radio Frequency Identification Tags erkennt dieser Scanner alle Artikel in wenigen Sekunden. Sie erscheinen auf einem Display. Bezahlt wird kontaktlos per Karte oder Smartphone. „Wir wollten den ‚Check-out‘ im Einzelhandel so einfach wie möglich machen“, sagt Nils Bergmann, der mit zwei Kollegen die Idee zu payfree hatte. Ihr Start-up ist eine Tochter der BMS Consulting, die eng mit den Genossenschaftsbanken zusammenarbeitet. Passend dazu hat sich „VR Payment“ bei payfree um die Zahlungssysteme gekümmert – und so einen entscheidenden Teil zur Innovation beigetragen. „payfree wertet die Costumer Journey beim Einkaufen extrem auf“, sagt Bergmann: „Es gibt keine langen Schlangen mehr an den Kassen.“
Bye, bye Barzahlung
Denn zwei Dinge fehlen beim Einkaufserlebnis der Eintracht-Fans: Kassen und deren Personal. Und Bargeld kommt im Self-Service-Fanshop nicht mehr vor. Eine Entwicklung, die sich spätestens seit der Corona-Pandemie deutschlandweit beobachten lässt. So haben die Meinungsforscher*innen von YouGov ermittelt, dass mehr als ein Drittel der Deutschen seit Beginn der Pandemie seltener bar bezahlt. Und in einer Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint hat jede*r Zweite angegeben, ihr oder sein Zahlungsverhalten in den nächsten zwei Jahren ändern zu wollen. Rund 25 Prozent können sich sogar vorstellen, in fünf Jahren gänzlich auf Bares zu verzichten. Und dann? Was sind die Alternativen?

Laut BearingPoint-Umfrage ist PayPal nach Münzen und Scheinen die beliebteste Zahlungsmöglichkeit. 58 Prozent der Befragten nutzen sie bereits. Alles, was sie brauchen, ist ein Account. Der wird mit einem Bankkonto verknüpft. Und PayPal verschiebt die Geldbeträge als Dienstleister vom einen auf das andere Konto.
Karte, Smartphone, Apple Watch – Hauptsache digital
Wer auf den Service eines externen Dienstleisters verzichten möchte, kann sich auch direkt bei seiner Bank bedienen. Einfachste Möglichkeit ist dann die EC-Karte. Mit 41 Prozent kommt sie als beliebtestes Zahlungsmittel direkt hinter PayPal. Und wenn das Kartenlesegerät im Supermarkt einmal streikt, wie es Ende Mai 2022 vielerorts der Fall war, bieten einige Ketten mittlerweile eigene Apps an. Auch dort sind die Accounts mit dem Bankkonto verknüpft. Statt die Karte einzulesen, scannt das Kassenpersonal einen QR-Code vom Smartphone. Bezahlt wird der Einkauf über das SEPA-Verfahren – wie bei einer Kartenzahlung.
Das Smartphone oder auch die Smartwatch sind überhaupt bequeme Alternativen für kontaktloses Zahlen. Anbieter wie Apple, Google oder Samsung haben daher eigene Mobile Payment Verfahren entwickelt. Dabei baut das Gerät eine Verbindung zum Kassensystem auf und zahlt den Einkauf digital. Als Referenz ist die Kreditkarte einer Bank hinterlegt.

Auch beim digitalen Bezahlen führen viele Wege also immer wieder zur Bank. Sie ist und bleibt ein wichtiger Player. Deshalb haben sich auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken überlegt, wie sie in der smarten Zahlungswelt mitmischen können – und mit dem hauseigenen Dienstleister „VR Payment“ hilfreiche Lösungen entwickelt. Eine klassische ist die Sofortüberweisung. Per Online-Banking wird der Zahlungsauftrag direkt an die angeschlossene Bank übermittelt und ausgeführt. Auch Kartenterminals hat die Bank im Angebot, worüber bequem per EC- oder Kreditkarte bezahlt werden kann. Und mit der erweiterten Lösung „VR Pay Kompakt“ kann sogar flexibel über die Kartenweise entschieden werden.
Für mobile Zahlungen gibt es sogenannte NFC-fähige Terminals. NFC steht für Near Field Communication. Ein Funkstandard, der den kontaktlosen Zahlungsdatentransfer ermöglicht. Apple, Google oder Samsung nutzen diesen Standard etwa für ihre Mobile Payment Verfahren. Und schließlich gibt es noch die Lösung „VR Pay: Me“. Hierbei ist das Terminal an eine Smartphone-App gekoppelt und nicht an ein kostspieliges Kassensystem. Daher ist „VR Pay: Me“ eine praktische Lösung für Bars oder Cafés, die häufig kleine Beträge abkassieren.
Bares bleibt Wahres
Bei so vielen digitalen Bezahlmöglichkeiten stellt sich die Frage: Wozu braucht es dann noch Bargeld? Um sie zu beantworten, muss der Unterschied zwischen Cash und Digitalgeld klar sein: Münzen und Scheine kommen direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihr größter Vorteil ist, dass sie nicht an Wert verlieren – ein Euro ist immer ein Euro. Bei Zahlungsdiensten und Banken dagegen gilt das nur in Höhe der Deckungssumme. Das heißt, geht eine solche Institution pleite, ist es theoretisch möglich, dass Verbraucher*innen ihr Geld verlieren. Digitale Dienste sind also nur eine Alternative zur Barzahlung. Eine Alternative zum Bargeld sind sie nicht. Deshalb geht die Debatte um dessen Abschaffung auch nicht voran. Es gibt keine Alternative.

Noch nicht. Denn tatsächlich bastelt die EZB bereits an einem digitalen Pendant zum Münz- und Notengeld: dem Digitalen Euro. Er könnte zwar digital gespeichert, aber gehandelt werden wie Cash. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen würde für Kartenzahlungen keine Gebühr anfallen. Zum anderen hätten Zahlungsdienstleister wie PayPal oder Klarna eine kostenneutrale Konkurrenz. Praktisch zudem: Auf diese Weise sinkt bei der Zahlungsabwicklung auch die Abhängigkeit von diesen globalen Unternehmen, die gleichzeitig Nutzerdaten saugen. Kurzum: Der Digitale Euro würde viele Probleme lösen. Bis Oktober 2023 will die EZB das Vorhaben intensiv prüfen.
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