Kyle Giersdorf ist 17, ein ganz normaler Teenager und macht gern das, was (fast) alle Teenager gern machen: Er spielt Videospiele, ganz besonders mag er das Spiel „Fortnite“. Allerdings ist es für Kyle viel mehr als nur ein unterhaltsamer Zeitvertreib oder ein Hobby.
Denn Kyle spielt Fortnite nicht einfach nur nebenher: Er sitzt täglich acht bis zehn Stunden lang vor seinem Computer, trainiert – und ist mittlerweile so herausragend geworden, dass er nun ganz offiziell der beste Spieler überhaupt ist: Er ist Weltmeister im Fortnite-Spielen.
Sechs Finalrunden bis zum Weltmeister-Titel
Diesen Titel hat Kyle, der aus dem US-Bundestaat Pennsylvania stammt, sich vor knapp zwölf Monaten bei der ersten und bisher einzigen Fortnite-Weltmeisterschaft geholt. „Meine Strategie war es, früh einen großen Vorsprung aufzubauen, was funktionierte“, erklärte er direkt danach seine Taktik, „und dann einfach konstant zu sein.“
Was einfach klingt, war eine echte Herausforderung: Denn Kyle musste 99 andere Profi-Spieler besiegen, die sich qualifiziert hatten – und sich durch sechs Finalrunden kämpfen. Mindestens 2,3 Millionen Zuschauer, 19.000 davon sogar direkt vor Ort (im Arthur Ashe Stadion, Flushing Meadows, in New York) schauten beim Turnier zu.

Als er gewonnen hatte, bekam Kyle einen riesigen Pokal in die Hand gedrückt – und einen Scheck über drei Millionen Dollar. Das war das Preisgeld für den Sieger: „Ich kann das gar nicht in Worte fassen“, sagte Kyle überwältigt, während seine Mutter hinzufügte: „Das wird sein Leben verändern.“
Gesamtpreise im Wert von 30 Millionen Dollar
Dabei waren Kyles drei Millionen sogar nur ein kleiner Teil des Gesamtpreisgeldes, das an jenem Abend verteilt wurde: Die beiden Sieger des Team-Wettbewerbs im Fortnite-Spielen (16 bzw. 17 Jahre alt) erhielten ebenfalls drei Millionen, die sie untereinander aufteilten. Und jeder einzelne WM-Teilnehmer bekam 50.000 Dollar.
Ein mehr als ordentliches Taschengeld für die zum größten Teil noch minderjährigen Spieler des Weltmeisterschaft-Spektakels – der jüngste Teilnehmer war gerade mal 13 Jahre alt. Doch trotz ihres Alters sind die Spieler an solche Summen gewöhnt.
Selbst für den Wimbledon-Sieg (2,98 Millionen Dollar) oder für den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft (350.000 Euro pro DFB-Spieler) bekommen die Profis erheblich weniger. Doch woran liegt es, dass die Videogame-Branche mittlerweile solche unfassbaren Gelder für einen einzelnen Turniergewinn auszahlen kann?
Videogaming wird immer populärer
Die ganze Gaming-Branche ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Mittlerweile bezeichnen sich rund 2,7 Milliarden Menschen weltweit als begeisterte Videogamer. Und sie geben natürlich Geld für ihr Hobby aus, sind damit eine wichtige Einnahmequelle.
Sie kaufen allein in den USA für 24,5 Milliarden Dollar jährlich Videospiel-Software. Damit trägt die Gaming-Industrie rund 11,7 Milliarden Euro zum Bruttosozialprodukt der USA bei. Und die Zahlen sehen in Deutschland nicht viel anders aus: Die Corona-Pandemie und der erzwungene Hausarrest haben das Interesse an Games zusätzlich befeuert.

Einige Spielkonsolen (etwa die Nintendo Switch) fanden während des Lockdowns einen solch reißenden Absatz, dass sie komplett ausverkauft und später nur zu einem enormen Aufpreis zu haben waren.
Firmen wollen Sponsoren sein
Die Beliebtheit eröffnet eine weitere große Einnahmequelle: Je begehrter Gaming ist, desto interessierter sind viele Firmen daran, damit in Verbindung gebracht zu werden. Viele große Unternehmen sponsern daher mittlerweile ein E-Sports-Team oder unterstützen Turniere.
Die Firmen haben oft etwas mit der Branche zu tun, etwa der Hardware-Hersteller Razer, der für sein Sponsoring bekannt ist. Man mache das „zum einen, um E-Sport als Ganzes voranzubringen, und zum anderen, um auf Feedback und Expertise von Pro-Gamern zurückgreifen zu können“, sagt Razer-Marketing-Manager Jens Eischeid.

Wie viel Geld Razer genau ausgibt, will er nicht sagen – aber es dürfte keine zu niedrige Summe sein. Denn immerhin muss die Firma mit anderen Unternehmen mithalten, die sponsern möchten, aber aus ganz anderen Branchen und Größenordnungen stammen: Coca-Cola oder Pepsi sind nur zwei Marken davon.
Auch Red Bull, Adidas, Otto und Audi sponsern Gaming-Events, schmücken sich auch gern mit Wettbewerben und mit Ausnahme-Talenten wie Champion Kyle Giersdorf. So dürfte nicht nur Kyles Zukunft finanziell abgesichert sein – sondern auch die des gesamten E-Sports.