zurück zurück
Banken

3 spannende Fakten über ETFs, die kaum einer kennt

ETFs sind ein alter Hut? Aber nicht doch! Wir verraten euch ein paar Insider-Infos.
2020 11 FINT Artikel 06 hoch unsplash Zz H3fpjux BM
© Photo by Kevin Jarrett on Unsplash
24.11.2020

Warum der Erfinder von ETFs für unamerikanisch gehalten wurde, ein Indexfonds heimlich die Weltherrschaft innehat und welchen ultimativer Investment-Tipp man unbedingt in petto haben sollte: Wir verraten euch drei Dinge über ETFs, die ihr bestimmt noch nicht wusstet. Oder doch?

ETFs sind schon lange kein Geheimtipp mehr – wer in einer Bank arbeitet, kennt diese Produkte häufig in- und auswendig. In der Ära der Dauerniedrigzinsen haben die Indexfonds nämlich das Sparbuch abgelöst. Statt ihr Geld ins Sparschwein zu stecken, trauen sich nun immer mehr Anleger an die Börse und investieren in ETF. Über die Indexfonds ist also alles bekannt? Mitnichten! Wir haben drei echte Insider-Infos aufgetan, die selbst Banker nicht auf dem Zettel haben.

2020 11 FINT Artikel 01 Hoch unsplash 5 ACZA Tqnpus © Photo by Daniel Akre on Unsplash

1. John Bogle – erst ausgelacht, dann bewundert

In den 1970er-Jahren war die Investment-Welt noch eine andere. Damals folgten Vermögensverwalter dem Credo: Aktiv sein ist alles. Statt den Markt gelassen zu beobachten, galt es, so häufig wie möglich Aktien zu kaufen und wieder zu verkaufen. Denn mehr Wertpapierumsatz, so der Glauben, lasse schließlich auch die Einnahmen steigen. Doch einer entschied sich, einen anderen Weg zu gehen: John Clifton Bogle, genannt „Jack“, Jahrgang 1929. Er hatte in Princeton Wirtschaftswissenschaften studiert und seither Karriere an der Wall Street beim Fondshaus Wellington gemacht, wo er es bis in die Chefetage schaffte. Am 23. Januar 1974 war dieser Weg allerdings zu Ende: Bogle verlor seinen Job, weil er sich bei der Übernahme einer anderen Gesellschaft verzockt hatte.

Daraufhin setzte Bogle 1975 alles auf eine Karte und gründete mit „Vanguard“ (zu Deutsch: Vorreiter) eine eigene Investmentgesellschaft, der er eine revolutionäre Strategie verordnete. Der Fonds bildete haargenau einen einzigen Index ab: den S&P 500. Anstatt also Anlegern zu raten, möglichst viele Aktien zu handeln, lautete Bogles Prinzip: „Tun Sie nichts. Stehen Sie einfach nur da.“ Dem Ökonomen war nämlich in seiner Zeit als aktiver Fondsmanager aufgefallen, dass die Aktiv-Strategien seiner Kollegen nicht zum Erfolg führten: Den meisten gelang es nicht, mit ihren Aktien-Portfolios den Vergleichsindex zu schlagen. Daraus folgerte Bogle ein Prinzip, das die Investmentwelt für immer verändern sollte: „Suchen Sie nicht die Nadel. Kaufen Sie den Heuhaufen“.

Zudem hatte sein Indexfonds noch einen weiteren Vorteil: Auf aktive Fondsmanager, die sich ihre Tätigkeit teuer bezahlen lassen, konnte Bogle verzichten. Die Gebühren für die Verwaltung des Fonds sanken zudem auf ein Minimum – dieser Vorteil überzeugt heute noch viele Anleger von Indexfonds.

2020 11 FINT Artikel 02 Quer unsplash b1 FS5j Qrs Lo © Photo by Bence Balla-Schottner on Unsplash

In der Branche kamen seine Ideen anfangs allerdings alles andere als gut an: „Alle dachten wirklich, er sei verrückt. Aber er war stark genug, sich nicht darum zu kümmern“, erinnert sich Zeitgenosse Burton Malkiel, ein US-Ökonom. Für Unmut sorgten dabei auch Bogles Prinzipien – das Streben nach Mittelmaß: Das sei „unamerikanisch“, hieß es damals. Wer nur den Durchschnitt anstrebe, verrate amerikanische Werte. Doch Bogle ließ sich nicht von seinen Überzeugungen abbringen. Und der Erfolg gab ihm recht: Der Markt für passive Fonds macht mit rund zehn Billionen Dollar rund ein Fünftel des Gesamtmarktes aus – Tendenz steigend. Und Vanguard ist heute die Nummer zwei auf dem Markt hinter dem Vermögensverwalter Blackrock. Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären …

2020 11 FINT Artikel 03 Quer unsplash lk A6q T a Gds © Photo by Clay Banks on Unsplash

2. Die unheimliche Macht von Blackrock

iShares lautet der weltweit größte ETF, den Blackrock auflegt. Eine sichere Bank für Anleger, heißt es. Damit könne man nicht viel falsch machen – da sind sich einschlägige Medien meist einig. Doch wer steckt dahinter? Blackrock ist die weltweit größte Private-Equity-Gesellschaft, die ein gigantisches Vermögen von 7,4 Billionen Dollar verwaltet. Das Geld kommt von institutionellen Investoren wie Staatsfonds, aber auch von Kleinanlegern. Allein mit iShares hat Blackrock einen globalen Marktanteil bei ETFs von fast 40 Prozent. Im Laufe der Jahre hat sich Blackrock so ein Imperium aufgebaut, das die Welt verändern könnte. An so ziemlich allen bekannten Firmen besitzt das Unternehmen Anteile: Egal ob Apple, Microsoft, Facebook, McDonald's, Exxon Mobil oder Nestlé. In Deutschland hält Blackrock Anteile an sämtlichen DAX-30-Unternehmen wie Siemens, BASF, Bayer oder der Deutschen Bank. Bei wichtigen Entscheidungen, die die größten deutschen Unternehmen treffen, kann Blackrock also mitreden. Seinen Einfluss macht der Vermögensverwalter dann geltend, indem er sein Stimmrecht auf Hauptversammlungen ausübt oder direkt Treffen mit der Geschäftsleitung anberaumt.

2020 11 FINT Artikel 04 hoch unsplash 0nb Mn9u EFY © Photo by Javardh on Unsplash

Die Marktmacht von Blackrock, so fürchten Experten, könnte einmal für unkontrollierbare Abstürze auf den Devisen-, Aktien- und Anleihemärkten verantwortlich sein: In der Studie „Wer hat Angst vor Blackrock“ warnen die drei Ökonomen Massimo Maasa, David Schumacher und Yan Wang davor, dass Blackrock der „Elefant im Teich“ sei, der das Boot ins Schaukeln bringen könne. Ihre These: Wenn einzelne Investoren zu große Aktienpakete halten, mache das Anleger nervös. Denn im Krisenfall werde es dann schwierig, Papiere wieder loszuwerden. Denn wenn alle Anleger gleichzeitig verkaufen wollten, sei im Ernstfall niemand mehr da, der ihnen ihre Aktien abkaufe. Das Problem, so die Schlussfolgerung, werde immer größer, da immer mehr Investoren im Krisenfall verkaufen müssen, weil sie mit ihren Fonds gezwungen sind, einen Index abzubilden. Die Folge wäre dann eine Abwärtsspirale, in Folge derer manche Märkte ganz austrocknen könnten. Blackrock selbst sieht das Problem nicht – und auch einige Experten sehen nicht so schwarz: Schuld daran, dass sich ein Abschwung verstärke, seien nicht ETFs, sondern das Verhalten der Anleger, die im Krisenfall in Panik ihre Papiere verkauften. Was ist also dran an dem Katastrophen-Szenario? Das wird letztlich nur die Zeit zeigen.

2020 11 FINT Artikel 05 hoch unsplash a J Ti W00qqt I © Photo by Brandi Redd on Unsplash

3. Der ultimative Investment-Tipp

Und hier kommt er nun endlich der ultimative, der einzigartige, absolut bombensicheren Gewinn versprechende Anlagetipp für euch… Na gut, ihr merkt es schon: Solche Versprechungen sind unseriös – professionelle Anlageberatung sieht anders aus. Klar, man sollte nur das Geld zum ETF-Kauf verwenden, das man in den nächsten zehn Jahren sowieso nicht braucht. Außerdem ist es immer gut, nicht an einen Ausstiegszeitpunkt gebunden zu sein, sondern dann verkaufen zu können, wann es finanztechnisch am meisten Sinn macht – und wenn ihr richtig gut sein wollt, dann haltet ihr euch auch an diese Tipps hier. Aber bei alldem ist es immer auch wichtig, sich professionell und individuell beraten zu lassen. Ohne diese Beratung geht es oft nicht.

Immer up to date

FINTROPOLIS-Newsletter

24.11.2020